Die Schweiz und Grossbritannien regeln ihre Beziehungen für die Zeit nach dem Brexit. Die beiden Länder haben heute Vormittag in Bern ihr neues Handelsabkommen unterzeichnet. Für die Schweiz setzte Wirtschaftsminister Guy Parmelin seine Unterschrift unter das Abkommen.
Im Zentrum stehen – wie immer bei solchen Abkommen – die guten Wirtschafts-und Handelsbeziehungen. Für die Schweiz und hiesige Unternehmen sei das Handelsabkommen mit Grossbritannien sehr wichtig, sagt Jan Atteslander vom Wirtschaftsdachverband Economiesuisse.
Die Unwägbarkeiten des Brexit
Grossbritannien sei der sechstwichtigste Handelspartner der Schweiz, führt Atteslander aus: «Wir brauchen ein Freihandelsabkommen. Nur dadurch ist garantiert, dass wir keine Zölle in beide Richtungen zahlen.» Diese Zollfreiheit ist im Moment noch durch ein bilaterales Abkommen zwischen der Schweiz und der EU garantiert.
Doch wenn Grossbritannien Ende März aus der EU austritt, braucht es ein neues Abkommen – zwischen der Schweiz und Grossbritannien. Es soll sicherstellen, dass die bisherigen Rechte und Pflichten beim gegenseitigen Handel so weit wie möglich beibehalten werden.
Herausforderung für den Maschinenbau
Für die Pharma- und Autobranche sei das mit dem neuen Abkommen garantiert, heisst es beim Wirtschaftsdepartement. Ebenso, wenn es darum geht, dass der Staat Waren einkauft. In anderen Sektoren, wie zum Beispiel dem Maschinenbau, zeichnen sich dagegen schon jetzt Lücken ab.
Aussenhandelsexperte Atteslander erklärt, warum: In verschiedenen Bereichen des Maschinenbaus gebe es technische Normen, die überall in Europa gleich seien. «Wenn Grossbritannien nun ohne Abkommen aus der EU austritt, gibt es eine grosse Frage: Werden britische Erzeugnisse weiterhin anerkannt in Europa, braucht es zusätzliche Zertifizierungen?»
Nicht alles lässt sich bilateral regeln
Diese Unklarheit könnte gerade für den Maschinenbau zu gewissen Problemen führen. Denn solange die technischen Vorschriften für die ausgetauschten Güter nicht vertraglich geregelt seien, müssten beim Import britischer Maschinenteile im Einzelfall geprüft werden, ob diese Produkte die EU-Standards erfüllten.
Im bilateralen Handelsvertrag zwischen der Schweiz und Grossbritannien hätte man dieses Problem nicht lösen können, sagt der Economiesuisse-Experte. Denn: «Die technische Normierung ist eine gesamteuropäische Entwicklung. In diesem Bereich müsste es einen Deal zwischen Grossbritannien und der EU geben.»
Schweiz hat schnell reagiert
Die Schweiz ist eines der ersten Länder, das ein gesondertes Handelsabkommen mit Grossbritannien abgeschlossen hat. Das neue Abkommen zwischen der Schweiz und Grossbritannien tritt sofort in Kraft, wenn Grossbritannien die EU ohne geregelten Scheidungsvertrag verlässt. Ansonsten erst nach einer etwa zweijährigen Übergangsfrist.
Auf jeden Fall soll das Abkommen – zumindest für die Schweiz und ihre Unternehmen – eine harte Landung bestmöglich abpuffern. Es funktioniert also wie ein Sicherheitsnetz.