Zum Inhalt springen

Aktienrückkauf der UBS Eine selbstbewusste Provokation

Behörden und Politik diskutieren darüber, wie viel zusätzlichen Eigenkapitals es bei der einzig verbliebenen global systemrelevanten Bank der Schweiz bedarf. Und was macht die UBS? Sie kündigt weitere Geschenke für ihre Aktionäre an – in Form von milliardenschweren Aktienrückkäufen und einer Dividendenerhöhung. Statt Kapital aufzubauen, soll weiter ausgeschüttet werden.

In Bern dürften sich einige provoziert fühlen. Kritikerinnen und Kritikern werden monieren, dass die UBS in überheblicher Weise die aktuelle Eigenkapital-Debatte ignoriere. Die Ankündigung vom Dienstag wird als Beweis dienen, dass der Grossbank vor allem die Aktionäre wichtig sind. Weniger die Sorgen der Bevölkerung, dass die Grossbank wieder einmal in Schieflage geraten könnte und dann zu wenig Eigenkapital zur Verfügung stünde.

Aktienrückkäufe sind ein «must»

Das führt unweigerlich zur Frage, warum die UBS diese Provokation riskiert. Und warum sie nicht zumindest bis Sommer mit dieser Ankündigung zugewartet hat. Bis dann stünde immerhin fest, wie viel Eigenkapital sich die Schweizer Landesregierung vorstellt.

Die UBS-Führung strotzt vor Selbstbewusstheit. Sie hat bei der Übernahme der Credit Suisse vorteilhafte Konditionen verhandelt, bei der Integration bisher keine Fehler gemacht und ihren Börsenwert nach Bekanntgabe der Übernahme fast verdoppelt. Doch die Zustimmung der wichtigen Aktionäre gibt es nicht umsonst.

Die UBS muss laufend um die Gunst der Grossinvestoren buhlen und mit anderen grossen Banken mithalten. Aktienrückkaufprogramme und Dividendenerhöhungen sind längst kein «nice to have» mehr, sondern ein «must». Das Geld der Aktionäre fliesst dorthin, wo Rendite zurückfliesst.

Das letzte Wort hat die Politik

Wie empfindlich die Kapitalgeber sind, zeigt sich am Kursverlust der UBS-Aktie am Dienstag: minus sieben Prozent, wegen der «Unsicherheit rund um mögliche höhere Kapitalanforderungen», wie ein Analyst sagte.

Denn die UBS will die angekündigten Aktienrückkäufe nur durchziehen, wenn sich die Eigenkapitalanforderungen in der Schweiz nicht «wesentlich und in kurzer Zeit» änderten. Oder anders gesagt: Sie wolle und sie könne ihre Aktionäre glücklich machen, aber die Politik entscheide.

Ob sich die Politik von der selbstbewussten Provokation der UBS beeindrucken lässt oder ob es ihr dann doch wichtiger ist, dass die UBS für eine mögliche weitere Krise genügend Eigenkapital hat, wird die anstehende Parlamentsdebatte zeigen. Das weiss auch die UBS. Dass die Börse aber derart stark reagierte, dürfte auch die Grossbank überrascht haben.

Andi Lüscher

Wirtschaftsredaktor

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Andi Lüscher arbeitet seit 2011 für Schweizer Radio und Fernsehen SRF. Er ist Wirtschaftsjournalist und Moderator der Sendungen «SRF Börse» und «Eco Talk». Er publiziert insbesondere zu den Themen Börse, Finanz- und Arbeitsmarkt.

Tagesschau, 04.02.2025, 19.30 Uhr

Meistgelesene Artikel