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Elektroschrott: Wegen Billig-Plattformen fehlt Recyling-Betrag
Aus 10 vor 10 vom 21.08.2024.
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Alte Elektrogeräte Die vorgezogene Recyclinggebühr und ihre Herausforderungen

Handy, Fernseher, Computer – Elektrogeräte gibt es in jedem Schweizer Haushalt. Erreichen diese ihr Lebensende, werden sie für den Verbraucher wertlos. Nicht so für Swico: Der Verband verwertet wertvolle Rohstoffe aus Elektroschrott. Doch neue Herausforderungen bedrohen das bewährte System.

Seit drei Jahrzehnten ist die vorgezogene Recyclinggebühr (vRG) in der Schweiz eine Erfolgsgeschichte: Denn Verkaufsstellen verpflichten sich, ausgediente Elektrogeräte ohne zusätzliche Kosten zurückzunehmen und fachgerecht zu entsorgen. Diese Rückgewinnung entlastet nicht nur die Umwelt, sondern stärkt auch die Kreislaufwirtschaft. Doch ein eigenständiges Recyclingsystem aufzubauen und zu betreiben, ist aufwendig und teuer.

Vorgezogene Recyclinggebühr

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Dank der sogenannten vorgezogenen Recyclinggebühr (vRG), welche bereits beim Kauf eines elektrischen oder elektronischen Geräts entrichtet wird, kann in der Schweiz nachhaltiges E-Recycling wettbewerbsgerecht finanziert werden. Gleichzeitig kann so das E-Recycling auch einfach und effizient gewährleistet werden: Ausgediente Elektro- und Elektronikgeräte werden sowohl von Herstellern, Importeuren, vom Handel als auch den Sammelstellen ohne zusätzliche Kosten zurückgenommen und dem E-Recycling-Kreislauf zugeführt.

Hier beginnt 1994 die Geschichte von «Swico Recycling»: ein nicht gewinnorientiertes Rücknahme- und Recyclingsystem für alte Elektrogeräte, eine Idee von Swico, dem Wirtschaftsverband der ICT- und Online-Branche. Weil dieses Konzept den gesamten Recyclingprozess von der Abholung bei den Verkaufsstellen bis zur Zerlegung und Verwertung übernimmt, ist es bis heute beliebt. Finanziert wird das System über die vorgezogene Recyclinggebühr.

In dieser Zeit hat der Verband mehr als eine Million Tonnen Elektronikschrott gesammelt. «Die Leute haben rund 90 Prozent ihrer IT-Geräte in das Swico-System zurückgebracht», sagt Swico-Geschäftsführer Jon Fanzun. Daraus konnten wertvolle Rohstoffe wie Gold, Palladium, Kupfer und Kunststoffe zurückgewonnen werden.

Doch Swico rezykliert nur, was im Büro oder im Wohnzimmer steht. Für andere Geräte gibt es eigene Spezialisten. Zum Beispiel «Sens eRecycling», eine Stiftung, die sich auf die Entsorgung von Haushaltsgeräten spezialisiert hat.

Billiganbieter bedrohen das Recyclingsystem

Der Geschäftsführer von Sens eRecycling erklärt, dass chinesische Billiganbieter wie Temu oder Shein immer mehr zum Problem werden. Diese Plattformen umgehen oft die Recyclinggebühr, da die Waren direkt aus dem Ausland in die Schweiz geliefert werden.

kaputte Handys und Tablets
Legende: E-Recycling kann in der Schweiz dank eines beim Kauf bezahlten Betrages nachhaltig finanziert werden. Solche Elektroschrottberge sollen damit verhindert werden. Keystone/Julian Stratenschulte

Zudem betreiben sie keine physischen Verkaufsstellen in der Schweiz, wo eine Rückgabemöglichkeit für Elektroschrott und ein entsprechendes Recyclingsystem zwingend angeboten werden müssten. Die Folge: Die erforderlichen Mittel zur Finanzierung des Recyclings fehlen, und das bisher stabile System gerät unter Druck.

Die Zukunft ist ungewiss

Für die Schweizer Recyclingsysteme stellt sich nun die Frage, ob die vRG weiterhin erhoben werden soll, wenn sich Online-Anbieter nicht an die entsprechende Regelung halten müssen. Dieses Problem wird sich in Zukunft wohl eher noch verschärfen, weil eine zunehmende Anzahl Käufe von Elektrogeräten über das Internet getätigt werden.

Die Schweiz steht damit vor einer wichtigen Weichenstellung: Gelingt es, die Recyclinggebühr auch in Zeiten des globalisierten Handels durchzusetzen, könnte die Erfolgsgeschichte fortgeschrieben werden. Andernfalls droht eine Erosion der bisherigen Errungenschaften – mit negativen Folgen für Umwelt und Wirtschaft.

Korrekturhinweis

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In einer vorigen Version des Artikels stand, dass Swico unter Druck stehe. Dies wurde nun korrigiert. Anders als Sens ist Swico wegen Temu nicht unter Druck. Swico stellt einzig fest, dass Kabel in grossem Umfang aus China importiert werden, wie eine Sprecherin gegenüber SRF sagte. Darauf würden sie aber keine vRB erheben. Informationen über «nicht-Systemteilnehmende» seien deshalb auf der Webseite von Sens zu finden und nicht auf der Webseite von Swico.

10 vor 10, 21.08.2024, 21:50 Uhr ; 

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