Eric Voorhees gehört zu den ersten grossen Krypto-Unternehmern. Der Teilnehmer an der Krypto-Finanzkonferenz in St. Moritz zahlt mit Bitcoin oder Ether, hat seine Firmen in eine Organisation ohne fixen Chef umgewandelt und – er misstraut dem traditionellen Bankensystem.
Krypto als alternatives Geldsystem
Voorhees bestätigt, dass die Grundidee von Krypto – zum Beispiel von Bitcoin – immer gewesen sei, ein alternatives Geldsystem aufzubauen, das Maschinen vertraut und nicht Menschen.
«Es sollte ein Grundstock an Geld geschaffen werden, den keine Menschen verändern können», sagt der Unternehmer. Es sollte ein offenes, gerechtes System sein, auf das alle Menschen weltweit gleichermassen zugreifen können.
Wichtig für Schwellenländer
Ein solches Finanzsystem sei vor allem in Schwellenländern von Bedeutung, sagt Mark Foster. Er ist politischer Lobbyist in Brüssel für neue Finanzsysteme.
Es helfe einerseits Menschen, die in reichen Ländern arbeiten und Geld an ihre Familien im Süden schicken wollen. Denn so könnten sie dies tun, ohne dass ein grosser Teil der Summe für Transaktionsgebühren verbraucht wird.
Die Möglichkeit, das eigene Geld digital im Smartphone zu haben, macht die Menschen viel unabhängiger.
Aber es sei auch ein Zahlungsmittel in Ländern, in denen die Menschen kein Vertrauen in den Staat oder ins Bankensystem haben. «Die Möglichkeit, das eigene Geld digital im Smartphone zu haben, macht diese Menschen viel unabhängiger», betont er.
Krypto für Spekulation missbraucht
Die Grundidee von Krypto sei tatsächlich gewesen, Menschen in Schwellenländern den Zugang zum weltweiten Finanzsystem zu sichern, erklärt auch Eswar Prasad. Der Wirtschaftsprofessor an der Cornell-University in den USA hat ein Buch über neue Finanzsysteme geschrieben. Allerdings sei diese Idee nicht umgesetzt worden, beklagt Prasad.
Stattdessen sei die Krypto zugrundeliegende Blockchain-Technologie vor allem dazu genutzt worden, um neue hochspekulative Finanzprodukte zu kreieren, was viele Investorinnen und Investoren hohen Risiken ausgesetzt habe.
Potenzial ist nach wie vor vorhanden
Ganz so schwarz malen will Erik van der Kleij nicht. Der Krypto-Investor sieht im Gegenteil ein grosses Potenzial in den Schwellenländern. «Das sind sehr grosse Märkte, die vom bisherigen Bankensystem nicht erschlossen sind.»
Krypto bilde dort eine wichtige Dienstleistung für die Menschen und sei auch lukrativ für Investorinnen und Investoren. So ist er nahe an den Idealen der Pioniere der Krypto-Szene.
Allerdings: Damit es dieses Mal gelingt, muss die Krypto-Finanzbranche nachhaltiger denken. Nur wenn die Investorinnen und Investoren mit einem solchen alternativen Finanzsystem auch nachhaltig Geld verdienen können, dürfte die Branche den Sprung weg von der reinen Spekulationsplattform für schnelles Geld schaffen.