Die meisten älteren Menschen möchten möglichst lange zu Hause leben. Das ermöglicht ihnen die Spitex, dafür gehen sie später ins Pflegeheim. Die neusten Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen diesen Trend. Die Spitex wächst und übernimmt auch pflegeintensivere Fälle und die Pflegeheime begleiten die älteren Menschen bis in den Tod.
Die Spitex pflegt mehr und übernimmt schwierigere Fälle
Die Pflege zu Hause ist in den letzten zehn Jahren stark gewachsen. Die Spitex hat zugelegt: Es arbeitet mehr Personal für die Spitex und die Angestellten pflegen mehr Menschen, und zwar aus allen Altersgruppen. Bei den älteren Menschen fällt auf, dass sie intensivere Pflege brauchen. Während die über 80-Jährigen 2013 im Schnitt noch 60 Stunden Pflege pro Jahr gebraucht haben, waren es 2023 bereits 73 Stunden. Im Durchschnitt werden die Fälle also aufwendiger.
Der grosse Zuwachs an Klientinnen und Klienten ist allerdings nicht nur auf die Hochaltrigen zurückzuführen, sondern in allen Altersgruppen spürbar. Besonders aber bei den 20- bis 64-Jährigen, ihr Anteil ist gestiegen, während jener der Hochaltrigen gesunken ist.
Dass die Spitex auch komplexere Fälle übernimmt, führt dazu, dass die älteren Menschen – wenn überhaupt – später ins Pflegeheim eintreten.
Pflegeheime spezialisieren sich: Palliativ Care und Rehabilitationszentren
Früher haben ältere Menschen über Jahre im Pflegeheim gelebt. Heute leben sie nur noch etwas mehr als ein Jahr im Heim. Fast 60 Prozent der Bewohner und Bewohnerinnen sind über 85-jährig.
Weil die älteren Menschen später ins Pflegeheim eintreten, brauchen sie dann im Schnitt auch mehr Pflege. Die Pflegeheime werden so zu hochspezialisierten Pflegeinstitutionen – spezialisiert auf die letzten Monate und Wochen im Leben der älteren Menschen.
Eine zweite Möglichkeit für die Pflegeheime, sich zu spezialisieren, ist die Genesung älterer Menschen nach einem Spitalaufenthalt, damit sie dann wieder nach Hause gehen können. Die klassischen Rehabilitationszentren möchten ihren Patientinnen und Patienten möglichst rasch helfen, ihre Kräfte wieder zurückzuerlangen, das heisst, dort gibt es sehr viel Therapie.
Die klassische Reha passt nicht so recht zu den älteren Menschen. Sie brauchen mehr Zeit für die Genesung, aber trotzdem eine hindernisfreie Umgebung und Therapie, einfach nicht ganz so intensiv. Das können Pflegeheime bieten und sie tun es auch: Die Kurzzeitaufenthalte sind seit 2017 um rund einen Drittel angestiegen.
Die Pflegeheimbranche ist auf die «Ambulantisierung» angewiesen
Die älteren Menschen können also mit Hilfe der Spitex länger zu Hause leben. Das ist auch für die Pflegeheimbranche eine gute Nachricht – sie kann sich spezialisieren und ist entlastet. Denn die Pflegeheime werden vor allem künftig nicht genug Platz haben, um allen älteren Menschen, die Hilfe brauchen, ein Bett zu bieten. Dafür wird es in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren schlicht zu viele hochaltrige Menschen geben.