Nichts ist so sicher wie der Tod. Und trotzdem – über das Sterben und den Tod sprechen, fällt den meisten Menschen schwer. Einige warten auf den richtigen Zeitpunkt, doch den gibt es nicht, sagt die bekannte Basler Politikerin und ehemalige SP-Ständerätin Anita Fetz. Sie ist auch im Vorstand der Sterbehilfeorganisation Exit.
Was zählt, wenn die Tage gezählt sind? Darüber sollte sich jede und jeder Gedanken machen. Die Palliativ-Woche der Region Basel soll anregen, sich mit dieser wichtigen Frage auseinanderzusetzen.
Bei dem Tabu behafteten Thema steht für Anita Fetz ein «Must» an erster Stelle. Ihr Appell: «Macht eine Patientenverfügung!»
Eine Patientenverfügung ist das A und O.
In einer Patientenverfügung hält man fest, wie man medizinisch behandelt werden will oder wie nicht. Das ist relevant im Fall, wo jemand nicht mehr urteilsfähig ist. Und das kann plötzlich passieren, beispielsweise nach einem schweren Schlaganfall.
«Eine Patientenverfügung ist das A und O», sagt Fetz. Festzuhalten, was man will oder nicht will, sei auch gegenüber den Angehörigen verantwortungsvoll. «Liegt keine Patientenverfügung vor, müssen diese entscheiden, was zu tun ist.»
Letzte Meile – Lebenshilfe oder Sterbehilfe?
Der Vater der Politikerin hatte Krebs. «Er wusste genau, was er wollte und hat sich für den palliativen Weg entschieden», sagt Fetz. Das tun in der Regel Menschen mit einer unheilbaren Krankheit und im Wissen, dass der Tod vor der Türe steht. «Da geht es nicht um lebensverlängernde Massnahmen.» Da gehe es um eine fürsorgliche Betreuung und eine möglichst schmerzfreie Zeit.
«Es gibt auch sehr alte und gebrechliche Menschen, die gehen möchten, auch wenn sie nicht todkrank sind», weiss Anita Fetz. Menschen, die bereits alle Freunde verloren haben, fühlen sich oft einsam und das werde häufig unterschätzt.
Um selbstbestimmt sterben zu können, muss man krank und urteilsfähig sein.
«Die Angst Nummer eins vieler Menschen ist, krank zu werden und nicht mehr selbst entscheiden zu können», weiss Fetz. Im Fall einer Demenz ist das ein mögliches Szenario. Deshalb hegten manche den Wunsch, dass sie für diesen Fall ihren Sterbewunsch schriftlich festhalten und an eine Vertrauensperson delegieren könnten. Das sei jedoch nicht möglich, so Fetz. «Um selbstbestimmt sterben zu können, muss man krank und urteilsfähig sein.»
Sterbehilfe als Option
Von den über 160'000 Mitgliedern bei Exit nehmen circa 2 Prozent Sterbehilfe in Anspruch. «Das sind sehr, sehr wenige, mit einer leicht steigenden Tendenz», hält Anita Fetz fest. Jetzt ist die Babyboomer-Generation im Rentenalter. Sie haben ein selbstbestimmtes Leben geführt und ihnen sei es wichtig, auch selbstbestimmt über das Lebensende entscheiden zu können.
Für den Fall, dass ich schwer erkranke, möchte ich diese Option haben.
Sie selbst sei vor 30 Jahren Exit beigetreten, als Sterbehilfe noch sehr umstritten gewesen sei. «Heute sei es eine Selbstverständlichkeit.»
Warum hat sie sich vor vielen Jahren für einen Exit-Betritt entschieden? Das sei aus einer «Worst Case»-Überlegung entstanden. «Für den Fall, dass ich schwer erkranke, möchte ich diese Option haben.» Ob sie Sterbehilfe jemals in Anspruch nehmen wird, könne sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.