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Morgengast: Anita Fetz
Aus Morgengast vom 12.11.2024. Bild: Keystone/Georgios Kefalas
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Leben und Sterben Was zählt, wenn die Tage gezählt sind?

Über das Leben spricht es sich leichter als über das Sterben und den Tod. Trotzdem sollte man es tun, sagt Anita Fetz, ehemalige Basler SP-Politikerin und Vorstandsmitglied von Exit.

Nichts ist so sicher wie der Tod. Und trotzdem – über das Sterben und den Tod sprechen, fällt den meisten Menschen schwer. Einige warten auf den richtigen Zeitpunkt, doch den gibt es nicht, sagt die bekannte Basler Politikerin und ehemalige SP-Ständerätin Anita Fetz. Sie ist auch im Vorstand der Sterbehilfeorganisation Exit.

Anita Fetz

Exit-Vorstand

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Anita Fetz, geb. 1957 in Basel. Sie studierte Geschichte und Wirtschaft an der Uni Basel. Seit 1986 ist sie Inhaberin einer kleinen Beratungsfirma. Die Basler Politikerin (SP) war Grossrätin, Nationalrätin und Ständerätin. 2019 trat sie von den politischen Ämtern zurück. Seit 2022 ist Anita Fetz im Vorstand der Sterbehilfeorganisation Exit. Sie ist mit einem Juristen verheiratet und lebt in der Basler Altstadt.

Was zählt, wenn die Tage gezählt sind? Darüber sollte sich jede und jeder Gedanken machen. Die Palliativ-Woche der Region Basel soll anregen, sich mit dieser wichtigen Frage auseinanderzusetzen.

Was ist die Palliativ-Woche

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Die Palliativ-Woche 2024 widmet sich dem Thema «Lebenshilfe – Sterbehilfe» und beleuchtet das Spannungsfeld zwischen der Unterstützung beim Leben und dem Wunsch, das Leben zu beenden. Ursprünglich als Lebenshilfe gedacht, zielt Palliative Care darauf ab, Menschen in ihrem Leben und beim Sterben zu begleiten.

Die Veranstaltung lädt dazu ein, sich intensiv mit den Fragen rund um Sterbehilfe und den gesellschaftlichen Umgang mit dem Lebensende auseinanderzusetzen.

Bei dem Tabu behafteten Thema steht für Anita Fetz ein «Must» an erster Stelle. Ihr Appell: «Macht eine Patientenverfügung!»

Eine Patientenverfügung ist das A und O.
Autor: Anita Fetz Vorstandsmitglied Exit

In einer Patientenverfügung hält man fest, wie man medizinisch behandelt werden will oder wie nicht. Das ist relevant im Fall, wo jemand nicht mehr urteilsfähig ist. Und das kann plötzlich passieren, beispielsweise nach einem schweren Schlaganfall.

In einem Pflegezentrum wird einer schwerkranken Patientin auf der Palliativstation eine Medikamentenpumpe erklärt.
Legende: Eine Mitarbeiterin des Pflegezentrums Bächli (KZU Kompetenzzentrum Pflege und Gesundheit Bassersdorf) erklärt einer schwer kranken Patientin, die auf der Palliativstation liegt, eine Medikamentenpumpe. Keystone/Gaetan Bally

«Eine Patientenverfügung ist das A und O», sagt Fetz. Festzuhalten, was man will oder nicht will, sei auch gegenüber den Angehörigen verantwortungsvoll. «Liegt keine Patientenverfügung vor, müssen diese entscheiden, was zu tun ist.»

Letzte Meile – Lebenshilfe oder Sterbehilfe?

Der Vater der Politikerin hatte Krebs. «Er wusste genau, was er wollte und hat sich für den palliativen Weg entschieden», sagt Fetz. Das tun in der Regel Menschen mit einer unheilbaren Krankheit und im Wissen, dass der Tod vor der Türe steht. «Da geht es nicht um lebensverlängernde Massnahmen.» Da gehe es um eine fürsorgliche Betreuung und eine möglichst schmerzfreie Zeit.

Video
Zu Hause sterben – Palliative Care hilft
Aus Puls vom 29.11.2021.
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«Es gibt auch sehr alte und gebrechliche Menschen, die gehen möchten, auch wenn sie nicht todkrank sind», weiss Anita Fetz. Menschen, die bereits alle Freunde verloren haben, fühlen sich oft einsam und das werde häufig unterschätzt.

Um selbstbestimmt sterben zu können, muss man krank und urteilsfähig sein.
Autor: Anita Fetz Vorstandsmitglied Exit

«Die Angst Nummer eins vieler Menschen ist, krank zu werden und nicht mehr selbst entscheiden zu können», weiss Fetz. Im Fall einer Demenz ist das ein mögliches Szenario. Deshalb hegten manche den Wunsch, dass sie für diesen Fall ihren Sterbewunsch schriftlich festhalten und an eine Vertrauensperson delegieren könnten. Das sei jedoch nicht möglich, so Fetz. «Um selbstbestimmt sterben zu können, muss man krank und urteilsfähig sein.»

Sterbehilfe als Option

Von den über 160'000 Mitgliedern bei Exit nehmen circa 2 Prozent Sterbehilfe in Anspruch. «Das sind sehr, sehr wenige, mit einer leicht steigenden Tendenz», hält Anita Fetz fest. Jetzt ist die Babyboomer-Generation im Rentenalter. Sie haben ein selbstbestimmtes Leben geführt und ihnen sei es wichtig, auch selbstbestimmt über das Lebensende entscheiden zu können.

Für den Fall, dass ich schwer erkranke, möchte ich diese Option haben.
Autor: Anita Fetz Vorstandsmitglied Exit

Sie selbst sei vor 30 Jahren Exit beigetreten, als Sterbehilfe noch sehr umstritten gewesen sei. «Heute sei es eine Selbstverständlichkeit.»

Video
Ausbildung zum Freitodbegleiter – Sterben mit Exit | Der Tod – das letzte Tabu
Aus Reporter vom 01.12.2019.
Bild: SRF abspielen. Laufzeit 22 Minuten 25 Sekunden.

Warum hat sie sich vor vielen Jahren für einen Exit-Betritt entschieden? Das sei aus einer «Worst Case»-Überlegung entstanden. «Für den Fall, dass ich schwer erkranke, möchte ich diese Option haben.» Ob sie Sterbehilfe jemals in Anspruch nehmen wird, könne sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.

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Radio SRF 1, 12.11.2024, 7:15 Uhr

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