Wo auf der Welt man sein Geld anlegt, macht einen grossen Unterschied – und kann sich entscheidend auf die Rendite auswirken. Das zeigt sich deutlich im Vergleich zwischen der USA und Europa.
Der amerikanische Aktienindex S&P500 hat seit Anfang Jahr um fast 25 Prozent zugelegt. Der europäische Eurostoxx 50 bringt es in dieser Zeit auf sechs Prozent, der Schweizer Aktienindex SMI gerade mal auf vier Prozent.
Big-Tech schlägt alle
Ein Grund für den Erfolg der US-Börsen sind die enormen Gewinne der kalifornischen Techfirmen. Die sieben Grössten sind Apple, Amazon, Meta, Microsoft, Alphabet, Tesla und Nvidia.
«Die USA haben dieses Jahr ihre Einzigartigkeit bewiesen», sagt Nannette Hechler Fayd'Herbe, Investmentchefin der Privatbank Lombard Odier.
Ein Grund für den Tech-Boom sei die Entwicklung der künstlichen Intelligenz. Und: «Die Ausweitung in verschiedene Bereiche hat das Ganze beflügelt», so Hechler Fayd'Herbe.
«Wir sehen in den USA Gewinnsteigerungen von über sieben Prozent, in Europa dagegen sind die Gewinne rückläufig». So begründet Anlageexpertin Anja Hochberg von der Zürcher Kantonalbank die Entwicklung der vergangenen Quartale.
Auch eine Rolle spielen in den USA die Hoffnung auf tiefere Steuern und Deregulierung unter Präsident Donald Trump.
Schweizer Aktienmarkt litt unter Nestlé
Der Schweizer Aktienindex SMI kann gar nur ein Plus von vier Prozent vorweisen. Ein Grund dafür ist das Schwergewicht Nestlé. Der Aktienkurs des Lebensmittelmultis fiel um rund 20 Prozent.
Und: «Der Schweizer Index ist von der Branchenzusammensetzung eher defensiv, fast ohne Technologie», begründet Daniel Kalt, Chefökonom der UBS Schweiz, die schlechtere Performance des SMI.
Verlust von Wettbewerbsfähigkeit in Europa
Dass europäische Börsen schlechter performten als in den USA, hänge auch mit der lahmenden Nachfrage in Europa zusammen, sagt Anja Hochberg. «Und das Andere ist der grosse Verlust an Wettbewerbsfähigkeit».
Die Lohnstückkosten hätten in Europa in den vergangenen Jahren um 60 Prozent zugenommen. Höhere Kosten drückten auf den Gewinn.
Platzt bald eine Blase?
Glaubt man Grace Peters von der Privatbank JP Morgan, bleiben die Tech-
Firmen auf Erfolgskurs: Die langfristige Rendite für US-Grossunternehmen läge bei 6.7 Prozent.
Ein Grund dafür sei die breitere Einführung von künstlicher Intelligenz in anderen Sektoren als nur der Tech-Branche. Dem stimmt die ZKB-Anlageexpertin zu.
Anja Hochberg sieht die Bewertungen an den Börsen generell als sehr hoch, die Erwartungshaltung solle nächstes Jahr etwas kleiner sein. Sie geht jedoch nicht von einer Korrektur aus.