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Amerikanische Zollpläne Weder entspannt noch aktivistisch: Pharma analysiert US-Zölle

Es vergeht fast kein Tag ohne Diskussionen um mögliche neue Zölle der USA. Damit will US-Präsident Donald Trump Handel und Einnahmen lenken. Da die Schweiz viele Pharma- und Chemieprodukte exportiert, gibt das auch in der sogenannten Life-Science-Branche zu reden. Diese gibt sich vorsichtig, aber selbstsicher, bilanziert SRF-Wirtschaftsredaktorin Lucia Theiler.

Lucia Theiler

Wirtschaftsredaktorin

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Lucia Theiler arbeitet als Wirtschaftsredaktorin bei SRF. Zuvor war sie unter anderem Leiterin der Wirtschaftsredaktion der Nachrichtenagentur sda. Theiler hat Betriebswirtschaft studiert.

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Warum sind die Zolldiskussionen, die auch Pharmaprodukte betreffen könnten, besonders zentral für die Schweiz?

Die Pharma- und Chemiefirmen (Life Science) sind für die Schweizer Wirtschaft eine wichtige Stütze, die massgeblich zum Wirtschaftswachstum beiträgt. Mehr als die Hälfte aller Exporte sind Pharma- und Chemieprodukte. Die USA sind ein wichtiges Exportland. Höhere Zölle in den USA würde also einen grossen Teil der Schweizer Exporte betreffen.

Welche Folge hätten höhere Zölle auf diesen Produkten?

Es ist unklar, welche Zölle für welche Produktgruppen ausgesprochen würden. Generell verteuern Zölle Produkte, weil Firmen versuchen, ihre Kosten auf die Kunden abzuwälzen. Allerdings sind Kunden der Pharmafirmen letztlich die Patientinnen und Patienten. Eine Verteuerung könnte also die Patienten in den USA treffen, ein Bumerang für die USA also.

Wie sieht sich die Pharmabranche aufgestellt?

Die Schweizer Pharmabranche sind nicht nur Exporteure, sie produzieren auch in den USA. Sie investieren, schaffen Arbeitsplätze und zahlen in den USA Steuern. Es ist also auch im Interesse der USA, diese Firmen nicht einfach mit höheren Zöllen abzustrafen. Durch ihre Grösse und ihre Bedeutung – auch in den USA – hoffen Schweizer Firmen auf Verhandlungsmacht. Experten betonen die derzeit guten, partnerschaftlichen Beziehungen mit den USA. Die Schweiz erhebt beispielsweise keine Industriezölle. Zudem besteht im Bereich der Heilmittel ein Abkommen über die gegenseitige Anerkennung von Inspektionen, also ein gemeinsames Papier, das zum Ziel hat, bürokratische Handelshemmnisse abzubauen. Ein Zollstreit könne daher nicht im Interesse sein der USA.

Wie ist die Stimmung in der Branche?

Zölle gelten als generell negativ für den Handel. Die Branche gibt sich aber abwartend, vorsichtig – zugleich auch selbstsicher, denn viele Firmen sind eng mit den USA verzahnt. Sie kaufen lokal ein, produzieren vor Ort, beschäftigen Mitarbeitende und investieren. Sie exportieren also nicht nur einseitig. In grossen Firmen befassen sich Arbeitsgruppen mit den konkreten Auswirkungen von Zöllen – auch auf einzelne Vorleistungen. Die Lieferketten von Pharmafirmen sind komplex. Öffentlich machen die Firmen ihre Szenarien nicht.

Wie geht es weiter?

US-Präsident Donald Trump hat ausführliche Informationen für den 2. April in Aussicht gestellt. In welchen Detaillierungsgraden die Informationen dann fliessen, ist unklar; ebenso, ob sich bis dahin die ganze Zolldebatte nicht auch abkühlt.

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Eine Frau schaut durch ein Mikroskop
Legende: Pharmaprodukte sind komplex, weil sie aus zahlreichen Vorprodukten und Wirkstoffen bestehen. Die Verarbeitungsschritte sind aufgeteilt auf viele Länder. Keystone / GEORGIOS KEFALAS

Echo der Zeit, 03.03.2025, 18:00 Uhr ; 

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