«Sie kaufen weder unsere Autos noch unsere Agrargüter», beklagt sich Trump wiederholt über die EU. Handelsdefizite sind Trump seit jeher ein Dorn im Auge. Diese entstehen, wenn ein Land mehr in die USA exportiert als es aus dem Land importiert. In Trumps Logik leben diese Länder auf Kosten der USA.
Zölle sind Trumps Allzweckwaffe, um die Handelsbilanzen ins Gleichgewicht zu bringen. «Zölle sind das schönste Wort im Wörterbuch!», so sein Mantra im Wahlkampf. Seit seinem Amtsantritt macht er damit ernst. Ökonominnen und Ökonomen sind sich mehrheitlich einig, dass sich damit Handelsdefizite nicht verringern lassen. Den US-Präsidenten scheint das nicht zu kümmern:
- Am 10. Februar verhängte Trump Zölle von 25 Prozent auf Stahl und Aluminium – unabhängig vom Herkunftsland. Ab wann die neuen Zölle gelten, ist noch unklar.
- Aufgeschoben sind nach einer Einigung die Zölle auf Produkte aus Mexiko und Kanada.
- Die Erhöhung der Zölle auf chinesische Produkte ist dagegen seit dem 1. Februar in Kraft.
- Trump will reziproke Zölle einführen: Für die USA sollen auf Importe aus Partnerländern die gleichen Zölle gelten wie auf die Exporte in diese Länder.
- Trump plant Zölle auf Autos, Pharmazeutika und Computer-Chips «in der Nähe von 25 Prozent». Am 2. April sollen Details dazu verkündet werden.
In Trumps Sicht auf die Welt gibt es gute Länder, mit denen die USA einen Handelsüberschuss haben (blau). Und es gibt schlechte Länder mit einem Handelsdefizit (rot). Für die in der folgenden Übersicht weissen Länder fehlen einheitliche Daten im untersuchten Zeitraum.
Die Handelsbilanz der USA mit der Welt in Mrd. US-Dollar
Trump weiss, dass er am längeren Hebel sitzt. Die USA haben eine grosse Binnenwirtschaft und sind weniger abhängig vom Welthandel als die meisten Länder. Zum Vergleich: Der Warenexport der USA betrug im Jahr 2023 rund 7 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung. In der Schweiz waren es knapp 47 Prozent. Die USA sind zudem der zweitwichtigste Handelspartner der Schweiz nach Deutschland.
So abhängig ist die Welt von Exporten in die USA
Warenexporte in % des Bruttoinlandprodukts
Lesebeispiel: Die Schweiz exportiert Waren im Wert von 7 Prozent ihres Bruttoinlandprodukts in die USA.
Trotzdem würden Gegenzölle die USA nicht unberührt lassen. Es ist mit steigenden Preisen im Inland zu rechnen und auch die eigenen Exporte dürften leiden. Die Gegenzölle werden darauf ausgerichtet sein, den USA gezielt Nadelstiche für bestimmte Marken und Güter zu versetzen.
Der Konflikt mit traditionellen Verbündeten in Amerika und Europa wird den USA nicht nützen. Statt «America first» ist das zu erwartende Resultat eher «everybody second».