US-Präsident Donald Trump erhebt neu auch Zölle auf die Stahl- und Aluminiumimporte in die USA in der Höhe von 25 Prozent. Die Zölle sollen ab nächstem Monat gelten. Professorin Galina Kolev-Schäfern ordnet diese Entscheidung von Trump ein.
SRF News: Wie schlimm sind diese Zölle für die europäischen Länder?
Galina Kolev-Schäfer: Die Zölle stellen die nächste Eskalationsstufe des sowieso bestehenden Handelskonflikts dar und werden aus dem Grund die Unsicherheit weiter erhöhen. Das sind keine guten Nachrichten für die europäische Wirtschaft, weil das Geschäftsmodell vieler Unternehmen auf freien Märkte basiert und auf diese Art und Weise eben erschwert wird.
Wie schätzen Sie das am Institut der deutschen Wirtschaft ein?
Für Deutschland sind die Vereinigten Staaten der wichtigste aussereuropäische Markt. Nichtsdestotrotz: Die meisten Exporte der deutschen Stahlindustrie gehen in die europäischen Länder. Die deutsche Industrie wird vor allem in einzelnen Spezialbereichen darunter leiden. Einzelne Unternehmen sind stark abhängig von dem US-Markt.
Der Endverbraucher hat diese Zölle zu tragen.
Bereits in seiner ersten Amtszeit hat Trump auf Stahl- und Aluminiumimporte Zölle eingeführt. Welche Lehren lassen sich aus der damaligen Situation für heute ziehen?
Die Zölle, die Donald Trump im Jahr 2018 eingeführt hat, basierten auf dem Argument der nationalen Sicherheit. Zwischen Februar und Mai 2018 gab es einen Preisanstieg auf diesen Gütern um zirka 20 Prozent. Das zeigt, dass der Endverbraucher diese Zölle zu tragen hat. Ende Mai 2018 kamen jedoch zahlreiche Ausnahmen für verschiedene Länder. Ausgenommen wurden die Hauptlieferanten für die USA: Kanada, Mexiko, Brasilien. Das hat dazu geführt, dass der Preisanstieg nachgelassen hat. Wir haben damals gesehen, dass Ausnahmen möglich sind. Ob sich das auf die jetzige Situation übertragen lässt, da bin ich skeptisch. Denn Trump hat angekündigt, diese Zölle ohne jegliche Ausnahmen einführen zu wollen.
In der weltweiten Stahlproduktion gibt es grosse Überkapazitäten. Wie wirken sich die Zölle darauf aus?
Die Überkapazitäten verteilen sich auf die anderen Märkte und nehmen sogar zu. Wir haben zunehmende Stahlproduktionskapazitäten nicht nur in China, sondern auch in Indien. Das werden wir in Europa zu spüren bekommen. Es wird ein weiterer Faktor sein, der den Umbau hin zu klimafreundlichem Stahl hierzulande erschweren wird. Deshalb stellen die US-Zölle einen Weckruf für die EU Handelspolitik dar. Die EU muss auch handeln, um den eigenen Markt zu schützen.
Wie stark ist die US-Stahlindustrie durch die internationale Konkurrenz gefährdet?
Die USA haben ein Defizit in der Handelsbilanz mit Stahl. Es sind ungefähr 17 Millionen Tonnen Stahl, die sie mehr importieren, als sie exportieren. Das sieht der aktuelle US-Präsident als Gefahr für die nationale Sicherheit. Stahl ist ein wichtiges Vorprodukt und wird für viele Konsumgüter, aber auch für Investitionsgüter benötigt.
Natürlich ist es besser, wenn der Stahl dort hergestellt wird, wo die erneuerbaren Energien besonders günstig sind.
Ob es das Auto, die Waschmaschine, ein Gebäude, eine Brücke oder die Rüstungsindustrie ist, überall wird Stahl benötigt und auch Aluminium an vielen Stellen. Deswegen ist es wichtig, Stahl auch aus eigener Herstellung zu haben. Natürlich ist es besser, wenn der Stahl dort hergestellt wird, wo die erneuerbaren Energien besonders günstig sind. Nur das passiert aktuell nicht, sondern die Überkapazitäten sind eher kohlebasiert. Das ist besonders CO₂ schädlich.
Das Gespräch führte Raphaël Günther.