Nun ist es offiziell: In der Schweiz herrscht kein Wohnungsmangel mehr. Denn auf 100 Wohnungen stehen jetzt 1,6 leer, wie die Credit Suisse schätzt. Die Schwelle des Bundesamtes für Wohnungswesen liegt bei 1,5 – ein Wert, der letztes Jahr noch unterschritten wurde.
Die Bautätigkeit war lange eine Reaktion auf das starke Bevölkerungswachstum durch die Zuwanderung.
Die Zahl der leerstehenden Wohnungen steigt bereits seit rund acht Jahren. Trotzdem werde nach wie vor sehr viel gebaut und zwar vor allem Mietwohnungen, sagt CS-Immobilienspezialist Fabian Waltert.
Die Bautätigkeit sei lange eine Reaktion auf das starke Bevölkerungswachstum durch die Zuwanderung gewesen. Nun sei die Zuwanderung aber bereits seit einigen Jahren rückläufig. «Dennoch ist die Bautätigkeit bis zuletzt sehr hoch gewesen.»
Mehr leere Wohnungen auf dem Land
Die Folge ist, dass das Angebot zunehmend die Nachfrage übersteigt. Die Zahl der deshalb leerstehenden Wohnungen unterscheidet sich aber stark von Region zu Region: In vielen Städten ist es immer noch schwierig, eine Wohnung zu finden. In den Agglomerationen und vor allem in ländlichen Gebieten warten hingegen zahlreiche fertig gebaute Siedlungen auf Mieterinnen und Mieter.
Trotzdem wird munter weiter gebaut. Günstiges Bauland ist eine Erklärung dafür. Eine weitere seien die Negativzinsen der Schweizerischen Nationalbank, sagt Waltert. Institutionelle Anleger wie Pensionskassen und Versicherungen könnten mit vielen Anlagemöglichkeiten – wie etwa Staatsanleihen – kaum mehr eine gute Rendite erwirtschaften. «Deshalb gibt es diese starke Bewegung hin zu den Immobilien.»
Mieten sinken
Diese Entwicklung setzt mittlerweile aber auch bei den Immobilien die Renditen unter Druck. Denn wegen des Überangebots können die Immobilieneigentümer nicht mehr so hohe Mieten verlangen.
Institutionelle Anleger können mit vielen Anlagemöglichkeiten kaum mehr eine gute Rendite erwirtschaften.
So sanken die Mieten im August um durchschnittlich 0,5 Prozent. Das zeigen die neusten Zahlen des Immobilienportals «Immoscout 24» und des Beratungsunternehmens IAZI.
Tendenziell dürften die Mieten in nächster Zeit weiter sinken, denn noch sind viele neue Siedlungen im Bau. Trotzdem zeichnet sich ein Ende des bald zehnjährigen Baubooms ab. Laut dem Schweizerischen Baumeisterverband gingen die neuen Aufträge im ersten Halbjahr nämlich um acht Prozent zurück.