- Die Chefs der grössten US-Fluggesellschaften haben vor dem Einsatz der 5G-Technologie in der Nähe von Flughäfen gewarnt.
- Die Branchen-Chefs forderten ein «sofortiges Eingreifen» der Behörden, um «eine erhebliche betriebliche Störung für Passagiere, Fluggesellschaften, Lieferketten und die Lieferung wichtiger medizinischer Versorgungsgüter zu verhindern».
- Die Mobilfunkbetreiber AT&T und Verizon machen bereits erste Zugeständnisse – über 90 Prozent der Einführung wird aber fortgesetzt.
Die US-Luftfahrtbranche warnt schon seit Längerem vor Gefahren für den Flugverkehr durch Interferenzen zwischen den technischen Systemen der Flugzeuge und 5G-Sendeanlagen. Dabei sorgen sich die Unternehmen vor allem um noch nicht zertifizierte Geräte in der Nähe von Flughäfen, die die Höhenmesser der Flugzeuge in kritischen Momenten stören könnten.
Handel könnte zum Erliegen kommen
«An einem Tag wie gestern (Sonntag Ortszeit) wären mehr als 1100 Flüge und 100'000 Passagiere von Annullierungen, Umleitungen oder Verspätungen betroffen», schrieben die Airline-Chefs in einem Brief, der der Nachrichtenagentur AFP vorlag. «Der Handel der Nation wird zum Erliegen kommen.»
Zu den Unterzeichnenden des Briefs gehören die Chefs der Fluggesellschaften American Airlines, Delta oder Southwest, aber auch die der Flugsparten der Logistikgiganten FedEx und UPS. «Angesichts der kurzen verbleibenden Zeit und des Ausmasses dieses völlig vermeidbaren wirtschaftlichen Unheils» forderte die Luftfahrtbranche die US-Behörden auf, 5G nicht in der unmittelbaren Nähe von Landebahnen einzuführen.
Die Unternehmen forderten ein Moratorium, bis die Luftfahrtbehörde FAA feststellen konnte, wie der Einsatz der 5G-Technologie sicher eingeführt werden kann. Die FAA hatte am Sonntag erklärt, dass sie den Betrieb bestimmter 5G-Sendeanlagen in der Nähe von «bis zu 48 der 88 Flughäfen» freigegeben habe.
Fluggesellschaften fürchten Folgekosten
Zuvor hatten die Fluggesellschaften zweimal einen Aufschub der ursprünglich bereits für Anfang Dezember geplanten Inbetriebnahme des 5G-Netzes erreicht. Dabei hatte die Luftfahrtbranche auch mit Klagen gegen die Telekommunikationsanbieter AT&T und Verizon gedroht.
AT&T und Verizon waren im vergangenen Februar Frequenzen für den Aufbau des 5G-Netzes zugewiesen worden, nachdem sie sich in einer milliardenschweren öffentlichen Ausschreibung durchgesetzt hatten.
Biden dankt für Einlenken
Wegen der Sicherheitsbedenken der Luftfahrtbranche machten AT&T und Verizon in letzter Minute Zugeständnisse bei der Einführung ihres 5G-Services. Man habe sich freiwillig entschieden, die Einführung des neuen Mobilfunkstandards in der Nähe von Flughäfen zunächst zu begrenzen, teilte Verizon am Dienstag mit.
US-Präsident Joe Biden dankte den Mobilfunkriesen in einer Mitteilung für ihr Entgegenkommen und sprach von einer begrenzten Anzahl an Standorten, an denen sich die 5G-Einführung nun verzögere. Es gehe um Flughäfen, die eine Schlüsselrolle für die Luftfahrt spielten.
Durch den Kompromiss werde potenziell verheerenden Störungen des Luftverkehrs vorgebeugt. Über 90 Prozent der 5G-Einführung gingen aber wie geplant voran, so der US-Präsident weiter.
Beim Bundesamt für Zivilluftfahrt ist man sich der Gefahren bewusst und beobachtet die Situation. Allerdings sei bisher weltweit keine solche Störung im Zusammenhang mit 5G festgestellt worden. Innerhalb der Branche wisse man jedoch von den Schwierigkeiten mit dieser Technologie.