Zwei grosse Mobilfunkanbieter in den USA möchten neue 5G-Antennen in Betrieb nehmen. Und zwar in unmittelbarer Nähe zu Flughäfen. Allerdings wehrt sich die Luftfahrtbranche. Fluggesellschaften befürchten, die Antennen könnten Flugzeuge beim Landeanflug stören, konkret den wichtigen Radio-Höhenmesser im Flugzeug.
Doch wie sieht es in der Schweiz aus, wo seit fast drei Jahren ebenfalls 5G-Antennen auch in Flughafennähe installiert werden? Dominik Schibli ist Zulassungsingenieur beim Bundesamt für Zivilluftfahrt und Mitglied einer Taskforce, die sich in der Schweiz mit diesem Thema beschäftigt.
Einfluss auf Radio-Höhenmesser?
«Es könnte sein, dass diese Radio-Höhenmesser unter gewissen Umständen gestört werden. Das könnte sich bei Landeanflügen mit sehr schlechter Sicht oder tiefliegenden Wolken auswirken», erklärt Schibli. Denn wenn Piloten kaum etwas sehen, verlassen sie sich unter anderem auch auf die Angaben des Radio-Höhenmessers. Allerdings sei bisher weltweit keine solche Störung im Zusammenhang mit 5G festgestellt worden.
Bisher wurde weltweit keine solche Störung festgestellt, obwohl 5G bereits in Betrieb ist.
Das bestätigt etwa die Swiss: Ihre Piloten hätten in diesem Zusammenhang keine Auffälligkeiten festgestellt, schreibt die Fluggesellschaft auf Anfrage.
Alles nur ein Sturm im Wasserglas also? Nicht ganz. Innerhalb der Branche beschäftigt man sich schon seit etlichen Jahren mit dem Thema 5G und Luftfahrt und weiss um die möglichen Schwierigkeiten mit dieser Technologie.
Strenge Auflagen in Frankreich
Deshalb wählten die französischen Behörden einen besonders vorsichtigen Weg, wie Schibli sagt: «Die Franzosen definierten schon sehr früh zwei Zonen um die Landepisten herum. Aus einer verbannten sie 5G, bevor die neue Technik überhaupt eingeführt wurde. In der zweiten Zone gelten besonders strenge Auflagen für 5G-Antennen.»
Sollten neue Erkenntnisse hinzukommen, wäre zu überlegen, ob die eine oder andere Antenne abgeschaltet oder versetzt werden müsste.
In der Schweiz steht direkt an und um Flughäfen bereits eine Vielzahl an 5G-Antennen. Einschränkungen wie in Frankreich gibt es nicht. Bisher habe es allerdings auch keine Hinweise darauf gegeben, dass etwas geändert werden müsste, so Schibli, der selber auch Pilot ist: «Sollten aber neue Erkenntnisse hinzukommen, wäre zu überlegen, ob die eine oder andere Antenne abgeschaltet oder versetzt werden müsste.»
Deshalb besteht auch die Taskforce, die fortlaufend die neue Entwicklung beurteilt. Daran beteiligt sind auch das Militär und die Flugsicherung Skyguide. In der Schweiz wird die Debatte aber insgesamt deutlich nüchterner geführt als in den USA.
Stärkere Antennen in den USA
Das hat auch mit den technischen Voraussetzungen zu tun: In den meisten europäischen Ländern, inklusive der Schweiz, senden die 5G-Antennen nämlich grundsätzlich weniger stark als in den USA. Zudem senden sie auch in einem Frequenzbereich, der nach dem heutigen Stand weniger kritisch für die Radio-Höhenmesser in den Flugzeugen sein sollte.
Trotzdem hat auch die Taskforce in der Schweiz jüngst eine Empfehlung zu diesem Thema veröffentlicht, mit der Bitte, dass Piloten allfällige Auffälligkeiten mit 5G melden sollten.