Die Swiss Gold Treuhand aus Zug hat Anlegern Anrechte auf Rohgold verkauft, welches möglicherweise gar nicht existiert. SRF-Recherchen zeigen: Die Finanzmarktaufsicht Finma hat ein Verfahren eingeleitet und einen externen Untersuchungsbeamten eingesetzt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Die Zuger Firma Swiss Gold Treuhand AG warb Hunderte Anleger vorwiegend in der Schweiz, Deutschland und Österreich mit dem Versprechen an, Rohgold vor allem aus Zentralafrika in die Schweiz zu importieren, hier in Goldbarren zu veredeln und sicher zu lagern. Es geht um rund 1.5 Tonnen im Wert von etwa 80 Millionen Franken.
Claudio De Giorgi – der Betrüger
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Der in Pfäffikon SZ aufgewachsene Italiener, Claudio De Giorgi, ist gelernter Autolackierer. In Deutschland wurde er anfangs der Nullerjahre wegen Betrugs in über 400 Fällen zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Im Kanton Schwyz wurde De Giorgi 2010 zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt, weil er mit einem illegalen Schneeballsystem Anleger um zehn Millionen Franken erleichtert hatte. 2018 wurde De Giorgi in Italien zu sechs Jahren Freiheitsstrafe in Abwesenheit verurteilt. Er hatte Anleger mit fiktiven Diamantengeschäften über den Tisch gezogen. Als gesuchter Straftäter wurde er etwa zwei Jahre später in der Schweiz erneut aktiv. Dieses Mal mit Anlagen in Rohgold. Das Konsumentenmagazin K-Geld warnte Anleger von Investitionen in die Swiss Gold Treuhand AG.
Die Anleger glaubten, es gehe alles mit rechten Dingen zu. Allerdings fehlten die Bewilligungen fürs Veredeln und Handeln mit dem Gold. Die Edelmetallkontrollstelle in Bern bestätigt dies gegenüber SRF News. Bei der Swiss Gold Treuhand zog der vorbestrafte Betrüger Claudio De Giorgi die Fäden. Er kontrollierte die Zahlungsströme für den Goldeinkauf und soll Belege gefälscht haben, sagt die Swiss Gold Treuhand. Sie hat ihn angezeigt.
So funktioniert das System
Die Firma verkaufte das Rohgold über Vermittler an gutgläubige Kunden. Wie das Konsumentenmagazin K-Geld aufzeigte, wurden diese Vermittler an dubiosen Ausbildungsseminaren angeworben. Den Teilnehmern wurde erzählt, sie könnten nach Abschluss der Ausbildung durch den Verkauf von Rohgold über die Swiss Gold Treuhand AG viel Geld verdienen.
Die Vermittler verkauften Anteilscheine dann vorwiegend Bekannten, Freunden und Familienmitgliedern. Der Mindestbetrag ist 105'000 Franken. Die Vermittler erhalten 5000 Franken Provision. Das Gold sehen die Anleger nie.
Die Firma ist überschuldet
Am 11. Juni wurde über die Swiss Gold Treuhand AG der Konkurs eröffnet. In einem Entscheid des Zuger Kantonsgerichts, das eine provisorische Nachlassstundung der Swiss Gold Treuhand im Februar abgelehnt hatte, steht: Die Firma hatte per Ende 2023 Schulden von 84 Millionen Franken bei einem Bankguthaben von 5.7 Millionen. Sie verfügte also über praktisch keine Aktiven. Wo sind dann die 1.5 Tonnen Gold?
Staatsanwaltschaft und Finma ermitteln
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Die Staatsanwaltschaft im Tessin ermittelt wegen Betrugs, Geldwäscherei und widerrechtlichen Annahme von Kundengeldern gegen Claudio De Giorgi, einen Zürcher Anwalt und den Verwaltungsratspräsidenten der Swiss Gold Treuhand AG. Er war ehemals Schweizer Honorarkonsul in Kalabrien, ist 2021 für Italien in den Auslandschweizerrat gewählt worden. Der Anwalt mit Schweizer Pass hatte De Giorgi vor Gericht in Italien vertreten, als dieser zu sechs Jahren Freiheitsstrafe wegen Betrugs verurteilt wurde.
Der Verwaltungsratspräsident der Swiss Gold Treuhand AG, R. V., lässt durch seinen Anwalt ausrichten, er nehme keine Stellung. Auch die Anfrage an De Giorgis Anwältin bleibt bis heute unbeantwortet. Es heisst, er sei vergangenes Jahr in Spanien verhaftet worden und soll derzeit in Italien in Haft sein.
Die Finanzmarktaufsicht Finma hat ein Enforcementverfahren gegen die Swiss Gold Treuhand AG eingeleitet und einen externen Untersuchungsbeamten eingesetzt.
Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.
Ihren Kunden sicherte die Swiss Gold Treuhand AG vertraglich zu, das Gold würde in einem Schweizer Zollfreilager oder in einer italienischen Raffinerie sicher gelagert. Eine Revisionsgesellschaft bestätigt gegenüber den Kunden schriftlich den Bestand von rund 1.5 Tonnen Gold. Recherchen zeigen: Die Revisionsgesellschaft hat den Bestand nie selber überprüft. Gegenüber SRF News will sie keine Stellung nehmen.
Das Gold ist unauffindbar
Die Spur des Goldes führt nach Lecce in Süditalien zur Goldschmelze Esposito Group. Von dieser Gesellschaft liegt SRF News ein Dokument vor, welches den Bestand von 1.5 Tonnen Gold belegen soll. Ausgestellt wurde es am 13. Dezember 2022.
Recherchen zeigen: Kurz zuvor hat die Guardia di Finanza dort eine Razzia durchgeführt. Der Verdacht: Geldwäscherei und Steuerhinterziehung. Seither steht die Firma unter behördlicher Aufsicht. Ein Verantwortlicher, der anonym bleiben will, bestätigt gegenüber SRF News per Mail: «Das Dokument wird als Fälschung angesehen. Es gab nie 1.5 Tonnen Gold an diesem Standort in Lecce.»
35 Millionen Euro in Dubai
Die Swiss Gold Treuhand hat eine Niederlassung in Dubai. Claudio De Giorgi verfügt dort über ein Konto bei der Mashreq-Bank. Auf diesem Konto befinden sich 35.5 Millionen Euro.
Der Sachverhalt wurde in der Zeitung «The Gulf Time» publik, weil die Swiss Gold Treuhand AG in Dubai Ende April auf Herausgabe des Geldes Klage eingereicht hatte.
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