Aus dem Zürcher Medienhaus Tamedia wird per Anfang nächsten Jahres die TX Group. Der Medienkonzern gibt sich eine Holding-Struktur mit vier weitgehend eigentständigen Firmen: Online-Marktplätze (u.a. tutti.ch), Werbevermarktung (Goldbach Media), Pendlermedien («20Minuten») sowie Bezahlmedien mit dem Flaggschiff «Tages-Anzeiger». Die Gründe für diesen Umbau kennt SRF-Medienredaktor Rafael von Matt.
SRF News: Wieso gibt sich der Tamedia-Konzern eine Holdingstruktur?
Rafael von Matt: Der Konzern reagiert damit auf die Tatsache, dass das klassische Mediengeschäft immer weniger rentiert. Die Leserzahlen der Zeitungen gehen zurück, ebenso die klassischen Werbeeinnahmen. Der Zeitungsverlag wird tendenziell weniger wichtig, die anderen Bereiche aber wichtiger. Deshalb will Tamedia eine grösstmögliche Flexibilität schaffen, die Einzelteile des Konzerns sollen eigenständig und unabhängig sein.
Kann man bei TX Group noch von einem Medienhaus sprechen?
Es handelt sich dabei wohl tatsächlich eher um einen Medienkonzern. Die Medien sind immer noch wichtig, doch die anderen Bereiche werden immer wichtiger. Auch muss man dank der Holdingstruktur weniger Rücksicht auf die Zeitungstradition nehmen. Ausserdem macht sich die TX Group damit für mögliche weitere Umstrukturierungen oder gar den Verkauf dereinst nicht mehr so rentabler Bereiche fit.
Die Gewerkschaft Syndicom sagt, es gehe Tamedia bloss um die Rendite.
Die Mediengewerkschaft Syndicom sieht die Umstrukturierung bei Tamedia denn auch sehr kritisch. Es stehe bloss das Wohl der Aktionäre im Vordergrund. Auch werde die TX Group künftig möglicherweise noch weniger in die Medientitel investieren, eine Quersubventionierung der Print-Produkte durch die rentablen Werbe- und Vermarktungsbereiche werde ausgeschlossen. Der TX Group gehe es also bloss um die Rendite, so der Vorwurf der Gewerkschaft.
Bringt die neueste Umstrukturierung bei Tamedia auch einen Stellenabbau mit sich?
Laut der Tamedia-Medienstelle ist kein Abbau von Stellen geplant – es gehe bloss um eine Umstrukturierung des Unternehmens. Trotzdem werden die Befürchtungen des Personals – in den letzten Jahren sind bei Tamedia immer wieder Jobs gestrichen worden – damit wohl nicht ganz ausgeräumt sein.
Das Gespräch führte Eliane Leiser.