«Nachtzüge haben eine klar nachweisbare positive Klimawirkung, da sie eine Verlagerung von anderen Verkehrsmitteln auf den Zug bewirken», schrieb die SBB vor zwei Jahren in einer Medienmitteilung. Deshalb wolle man das Nachtzug-Angebot zusammen mit den österreichischen Bundesbahnen ÖBB von sechs auf zehn Linien ausbauen.
Doch nun zeigt sich: Der Ausbau kommt nicht wie geplant voran. Zwar sind seither zwei Nachtzug-Verbindungen nach Amsterdam und Prag umgesetzt worden. Doch die Verbindungen nach Barcelona und Rom sind vorerst auf Eis gelegt – laut der SBB wegen des Absturzes des CO₂-Gesetzes im Sommer 2021.
«Die Strecken sind nicht rentabel»
Das Gesetz hätte eine Förderung des grenzüberschreitenden Zugverkehrs mithilfe eines Klimafonds vorgesehen. Die Fahrten nach Rom und Barcelona seien sehr lang und mit hohen Trassenpreisen verbunden, sagt SBB-Konzernchef Vincent Ducrot: «Die Strecken sind nicht rentabel, deshalb brauchen wir finanzielle Unterstützung.»
Man wäre aber weiterhin bereit, die Destinationen mit Nachtzügen zu bedienen, sollte eine öffentliche Finanzierung zustande kommen.
Deutlich weniger Emissionen
Der Nachtzug habe gegenüber dem Flugzeug eine klar bessere ökologische Bilanz, sagt Kathrin Dellantonio, Geschäftsführerin der Klimaschutz-Stiftung myclimate. Gerade auf der Strecke Zürich-Barcelona verursache der Nachtzug nur ein Zehntel der Emissionen eines Fluges. «Deshalb ist es natürlich sehr schade, wenn solche Strecken auch künftig nicht per Nachtzug erreichbar wären.»
Auf der Strecke Zürich-Amsterdam beträgt die Emissionsersparnis gegenüber dem Flugverkehr immerhin noch ein Drittel. «Der Unterschied kommt daher, dass der Zug Richtung Barcelona zu einem grossen Teil durch Frankreich fährt, wo Atomstrom verwendet wird. Die Strecke nach Amsterdam führt durch Deutschland, wo die Züge primär mit Kohlestrom betrieben werden.»
Zu teuer und zu kompliziert
Dellantonio glaubt, dass durchaus ein Markt für Nachtzüge besteht. Mehr und mehr Reisende seien bestrebt, ihren ökologischen Fussabdruck zu senken. «Aber natürlich braucht es das entsprechende Angebot, damit dieser Wille in die Tat umgesetzt werden kann.»
Hinzu kommen grosse Preisunterschiede, die das Fliegen oft immer noch deutlich attraktiver machen als das Zugfahren. Auch daran müsse noch gearbeitet werden, sagt Dellantonio. «Und, fast noch wichtiger: Gerade bei grenzüberschreitenden Verbindungen muss der Buchungsprozess vereinfacht werden.»
Das ambitionierte Ziel der SBB, mehr Nachtverbindungen anzubieten, scheint auch zwei Jahre nach dessen Formulierung noch in weiter Ferne.