- Die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft trüben sich im kommenden Jahr weiter ein.
- Eine Rezession erwartet der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse in seiner neuesten Prognose aber nicht. Ein grosses Fragezeichen sei aber die Energiesituation.
- Das Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP) dürfte 2023 ein schwaches Wachstum von 0.6 Prozent erreichen, teilte der Verband mit.
«Es ist zwar nicht auszuschliessen, dass wir über die Wintermonate in eine technische Rezession fallen. Aber mit einem Negativwachstum über das gesamte Jahr rechnen wir nicht», sagte Economiesuisse-Chefökonom Rudolf Minsch an einer Medienkonferenz. Eine technische Rezession bedeutet zwei Quartale in Folge mit negativen Wachstumsraten.
Vor allem von der Situation bei den Energie- bzw. Strompreisen dürfte die Gesamtentwicklung abhängen. «Eine Strommangellage schwebt wie ein Damoklesschwert über der konjunkturellen Entwicklung», so der Verband. Eine solche würde zu «drastischen Verwerfungen» führen und hätte wohl eine Rezession auch in der Schweiz zur Folge.
Gut 20 Prozent der Firmen hätten für nächstes Jahr keine gebundenen Stromlieferverträge mehr und würden daher von einem starken Preisanstieg massiv getroffen, so Minsch. Die «grossen Abwärtsrisiken» seien denn auch der Grund, dass man lediglich mit einem «fragilen Wachstum auf dünnem Eis» rechne. Hinzu komme der anhaltende Mangel an Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt.
Im Basisszenario des Verbandes für 2023 sind derweil der private Konsum und die Ausrüstungsinvestitionen die Stützen des Wachstums, während der Bau, der öffentliche Konsum und der Aussenhandel das Wachstum negativ beeinflussen dürften.
Die Inflation dürfte derweil 2023 noch nicht substanziell sinken und mit rund 2.7 Prozent im Durchschnitt weiterhin über dem Zielband der Schweizerischen Nationalbank (SNB) verbleiben. Auch Ende 2023 wird die Inflation gemäss Minsch noch immer auf rund 2.5 Prozent verharren. Dazu beitragen würden neben den höheren Strompreisen vor allem höhere Nominallöhne, höhere Preise für Vorleistungen, anhaltende Knappheiten bei vielen Gütern oder steigende Mietkosten.
Weitere Zinsschritte zu erwarten
Entsprechend rechnet der Verband mit weiteren Zinsschritten der SNB. In zehn Tagen anlässlich der nächsten Zinssitzung geht Chefökonom Minsch von einer Erhöhung des Leitzinses durch die Nationalbank um 50 Basispunkte aus, zudem erwartet er einen bis zwei zusätzliche Zinsschritte im nächsten Jahr.
Weiterhin relativ gut halten dürfte sich der Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote steigt gemäss der Prognose im Jahresdurchschnitt lediglich von 2.2 Prozent im laufenden Jahr auf 2.4 Prozent im kommenden Jahr an.