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Auswirkung des Grossanlasses «Das Schwingfest ist Werbung für die Stadt Zug»

Heute startet das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in Zug. Es findet alle drei Jahre statt – jedes Mal an einem anderen Ort. Der Grossanlass wächst, auch das lokale Gewerbe profitiert mittlerweile stark. Allerdings nur, wenn die Voraussetzungen dafür stimmen, erklärt Ökonom Heinz Rütter.

Heinz Rütter

Volkswirt

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Heinz Rütter ist Verwaltungsratspräsident bei Rütter Soceco, einem Forschungsbüro, das die wirtschaftlichen Auswirkungen von Grossanlässen untersucht.

SRF News: Was bedeutet ein Grossanlass wie das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest für die regionale Wirtschaft?

Heinz Rütter: Je grösser das Schwingfest ist, desto mehr auswärtige Besucher kommen. Diese geben auch mehr aus. Und es werden auch mehr Leistungen eingekauft. Es ist aber kein Automatismus – die lokale Wirtschaft profitiert nicht einfach so. Es hängt wesentlich vom Konzept der Veranstalter ab, etwa wie sie die Verpflegungsbetriebe aus der Region einbinden. Ein weiterer Aspekt ist, wie viele Besucher dort übernachten können. Sind nicht genügend Betten vorhanden, müssen sie weiter weg übernachten.

Für das Schwingfest in Zug haben sich lokale Unternehmen zusammengetan, um Grossaufträge stemmen können. Bietet das die Chance, dass vermehrt lokale Unternehmen zum Zug kommen?

Man hat dem schon früh Beachtung geschenkt, dass regionale Firmen einbezogen werden. Und wenn das jetzt noch verstärkt gemacht wird, bedeutet das ganz klar, dass auch die lokale Wirtschaft mehr profitiert.

Wenn ein Fest immer grösser wird, es mehr Besucher gibt, heisst das auch, dass die negativen Effekte – zum Beispiel auf die Umwelt – wachsen?

Ja, es gibt mehr Verkehrsaufkommen, mehr Abfall wird produziert, und auch mehr Energie wird verbraucht. In den letzten Jahren haben aber viele Events mehr auf Nachhaltigkeit geachtet. Mit entsprechenden Abfall- und Verkehrskonzepten, mit Kombitickets, und oft auch mit Ökostrom, um durch den zusätzlichen Energieverbrauch kein CO2 zu emittieren.

Es ist unklar, ob die Region, die das Fest organisiert, wirklich auch langfristig profitieren kann. Was zeigen da frühere Schwingfeste?

Längerfristige Auswirkungen sind durchaus vorhanden. Einerseits durch die Bekanntheit des Austragungsortes. Zum Teil kommen Besucher, die noch nie dort waren. Und andererseits über die TV-Übertragung. Vielleicht sagt der eine oder andere deshalb, ich möchte da auch mal hin. Bei den Unternehmen, die das Event sponsern, wirkt es sich auf die Markenbekanntheit aus.

Wenn eine Stadt immer wieder solche Events durchführt, hat man das Gefühl, dort läuft was.

Langfristige Effekte gibt es auch in Bezug auf die Standortattraktivität. Wenn eine Stadt immer wieder solche Events durchführt, dann hat man das Gefühl, dort läuft was. Das ist für Einheimische wie auch für Unternehmen gut.

Wird Zug wegen des Schwingfests künftig mehr Touristen haben?

Zug ist keine typische Tourismusdestination. Aber wir haben ja in der Schweiz in den letzten Jahren eine enorme Entwicklung im Städtetourismus erlebt. Davon hat auch Zug profitiert. Das Schwingfest ist natürlich Werbung für die Stadt, was auch wieder positive Auswirkungen haben kann. Wegen dieses Events können mittel- und langfristig also mehr Besucher kommen.

Wie gut kann man langfristige Effekte eines Anlasses überhaupt messen?

Das ist schwierig. Man kann während eines Events versuchen, gewisse Elemente in Befragungen herauszufiltern. Während der Fussball-EM 2008 haben wir festgestellt, dass viele zum ersten Mal da waren. Es hat ihnen sehr gefallen, denn die Hälfte der ausländischen Besucher sagten, sie kämen wieder. Ob sie das wirklich tun, ist eine andere Frage, aber es ist ein Indikator, den man messen kann. Nur: Je länger der Besuch zurückliegt, desto weniger ist die Kausalität gegeben.

Das Gespräch führte Denise Joder-Schmutz.

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