Die Schweizerische Bankiervereinigung stellt sich hinter die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS. Es sei die beste Lösung zur raschen Wiederherstellung des verloren gegangenen Vertrauens, sagt Marcel Rohner, Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung, im «Tagesgespräch».
SRF News: Sie stellen sich hinter den Übernahmedeal. Wieso?
Marcel Rohner: Was wäre die Alternative gewesen? Die Alternative wäre eine Abwicklung der Credit Suisse nach den Regeln des «too big to fail»-Regelwerks gewesen. Letztlich war die Übernahme durch die UBS die bessere, weil weniger schädliche Alternative als die staatliche Abwicklung. Zentral war für mich, dass am Montag das Bankensystem weiterhin ganz normal funktioniert hat.
Befürchten Sie einen nachhaltigen Schaden für den Ruf der Schweiz als globalen Finanzplatz?
Ich denke nicht, dass das Vertrauen zerstört wurde. Die Finanzbranche war in der Lage, durch eine sehr effektive Zusammenarbeit zwischen Regulierungsbehörden, Aufsichtsbehörden, Bundesrat und den beteiligten Banken ein grosses Problem zu lösen. Das war ein Zeichen der Stärke und nicht der Schwäche.
Mit der Übernahme entsteht ein neuer Gigant. Die neue UBS hat eine Bilanzsumme, die doppelt so gross ist wie das Schweizer BIP. Wie beurteilen Sie diese Grossbank?
Das ist ein sehr grosser Player im Markt, wir hätten lieber immer noch zwei oder mehr Banken in dieser Grösse. Aber wir wissen noch nicht, wie die UBS diese Übernahme implementiert. Das müssen wir abwarten. Keine Befürchtung habe ich bezüglich einer Monopolstellung. Kundinnen und Kunden entscheiden selbst, wo sie ihre Spargelder anlegen oder ihre Hypotheken finanzieren wollen. Wir gehen davon aus, dass der Wettbewerb auch unter der neuen Konstellation garantiert sein wird.
Kundinnen und Kunden entscheiden selbst, wo sie ihre Spargelder anlegen oder ihre Hypotheken finanzieren wollen.
Die Boni sind wieder unter Druck. Verstehen Sie diesen Volkszorn?
Diese Diskussion ist gerechtfertigt. Je mehr Verantwortung Managerinnen und Manager tragen, desto besser muss man schauen, wie hoch die Boni sind. Was man aber zum Teil vergisst, ist, dass zum Beispiel bei der CS die Boni in Form von Aktien ausbezahlt wurden. Die Aktien haben heute keinen Wert mehr. Die Boni sind also stark vom Unternehmenserfolg abhängig. Da frage ich mich: Was will man jemandem wegnehmen, wenn er Boni hat, die nichts mehr wert sind?
Was will man jemandem wegnehmen, wenn er Boni hat, die nichts mehr wert sind?
Sie waren von 2007 bis 2009 UBS-Konzernchef, genau zu der Zeit, als die Grossbank vom Staat gerettet werden musste. Wie haben Sie die Zeit erlebt?
Der Druck kann gar nicht mehr grösser sein. Man hat nicht alle Informationen, was die darauffolgenden Tage passieren könnte. Trotzdem muss man Entscheidungen treffen. Alles verschärft sich in extremer Geschwindigkeit. Das waren Tage von höchster Anspannung. In dieser Zeit – 2007-2009 – habe ich keinen Bonus bezogen bei der UBS.
Das Gespräch führte David Karasek.