Ob die täglichen Einkäufe, der neue Fernseher oder das Gipfeli zum Zmorge. In der Schweiz wird immer weniger bar bezahlt. 2017 wurden noch 70 Prozent aller Transaktionen bar bezahlt, 2022 waren es noch gut 36 Prozent: Innert fünf Jahren hat sich der Einsatz von Bargeld halbiert.
Ich habe gar kein Bargeld mehr im Portemonnaie.
In einer Bäckerei im Universitätsquartier in der Stadt Zürich kann nur noch elektronisch bezahlt werden, mit Karte oder per Twint. Die meisten hier freuts: «Ich musste mich zwar dran gewöhnen, aber jetzt nehme ich nur noch die Karte mit», sagt Studentin Stella Braunschweig, und Student Martin Zahariev ergänzt: «Ich habe gar kein Bargeld mehr im Portemonnaie.»
Bäckerei-Inhaber Daniel Wehrli liess sich in den Ferien inspirieren: «An einem Marktstand konnte ich gar nicht mehr mit Bargeld bezahlen», erinnert er sich. «Das hat mich zwar etwas irritiert, aber ich habe gemerkt: Eigentlich ist es primär eine Kopfsache», sagt er.
Man ist den dominierenden Firmen ausgeliefert.
Doch eines stört den Bäckerei-Inhaber: «Die Gebühren sind zu hoch, der Wettbewerb spielt nicht. Man ist den dominierenden Firmen ausgeliefert.»
Anbieter verteidigen sich
Das sieht der Twint-Chef anders: «Wir sind eigentlich sehr billig», sagt er und gibt zu bedenken, dass für seine Bezahl-App keine Infrastruktur im Laden ausser einem QR-Code nötig ist. «Und auch unsere Gebühren sind günstig, das bestätigen uns unsere Händler», sagt Markus Kilb.
«Wir legen die Händlergebühr nicht fest», wehrt sich Santosh Ritter, Country-Manager von Visa Schweiz. Die Verträge würden zwischen Händler und Acquirer, als der Firma, welche das Gerät zur Verfügung stellt, abgeschlossen. «Wir können als Visa keinen Einfluss auf die Höhe der Gebühren nehmen», sagt er. Der Visa-Anteil von 100 Franken sei 3 Rappen.
Trotz mehr Volumen: Gebühren werden kaum günstiger
Doch: Je mehr bargeldlos bezahlt wird, desto günstiger sollten die Gebühren wegen des zunehmenden Handelsvolumens eigentlich werden.
Visa hat in den letzten fünf Jahren über zehn Milliarden Dollar in die Sicherheit der Netzwerke investiert.
So einfach sei es nicht, sagt Santosh Ritter: «Beispielsweise hat Visa in den letzten fünf Jahren über zehn Milliarden Dollar in die Sicherheit der Netzwerke investiert.» Die Firma habe ein privates Telekommunikationsnetz, das reiche vierhundertmal um die ganze Erdkugel: «Das muss auch unterhalten werden», erklärt Ritter.
Zurück zum bargeldlosen Bezahlen: Bäckerei-Inhaber Daniel Wehrli belässt das Bargeldannahme-Verbot vorerst bei der Filiale mitten im urbanen Zürich. Auf dem Land käme das wohl nicht gut an, befürchtet er. Und: Falls mal jemand wirklich nicht mit Karte bezahlen kann, hilft das Personal gerne aus – nimmt das Bargeld entgegen und bezahlt dann selbst elektronisch. Manchmal gilt eben auch in der bargeldlosen Bäckerei: Nur Bares ist Wahres.