Die Pandemie brachte nicht nur Probleme und Schattenseiten für die Angestellten in der Schweiz mit sich. Das zeigt das neueste Barometer «Gute Arbeit», das die Angestelltenorganisation Travailsuisse alljährlich mit der Berner Fachhochschule verfasst.
Gabriel Fischer von Travailsuisse sagt gestützt auf die neusten Umfrage-Ergebnisse: «In der Motivationsdimension sind die Arbeitnehmenden sehr zufrieden. Alles, was mit Wertschätzung und Kommunikation der Arbeitgebenden zu tun hat, ist positiv zu bewerten.»
Die Studie von Travailsuisse
Die Unternehmen haben ihre Fürsorgepflicht für ihr Personal demnach wahrgenommen. Das wurde geschätzt: «Die Bestrebungen, die Gesundheit im Zusammenhang mit der Pandemie zu schützen, seien es Plexiglasscheiben, an die räumliche Distanzierung und an die Desinfektionsspender, wurden positiv wahrgenommen», so Fischer.
Psychische Belastung am Arbeitsplatz hoch
Fischer sorgt sich aber dennoch um die Gesundheit der Angestellten in der Schweiz. In der Umfrage gaben 44 Prozent der Befragten an, oft oder sehr oft durch die Arbeit gestresst zu sein. Dieser Wert ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. «Die psychischen und psychosozialen Belastungen sind auf einem Allzeithoch in unserer Umfrage.»
Welche Rolle spielt dabei die Pandemie? Wenn sie dereinst abflacht, wird dann auch die Belastung am Arbeitsplatz automatisch kleiner? Tobias Fritschi von der Berner Fachhochschule, der das Barometer mitverfasst hat, winkt ab: «Nein, leider nicht. Stress ist der in dieser Umfrage der am schlechtesten bewertete Punkt seit 2015.»
Er verweist auf den wirtschaftlichen Aufschwung und sagt: «Die Arbeitsbelastung hat zugenommen. Dass das mit mehr Stress zusammenhängt, ist offensichtlich.»
Das Wort «Stress» fehlt im Arbeitsgesetz
Travailsuisse-Mann Fischer sieht beim Thema Stress in der Schweiz ein grundsätzliches Problem: «Wir stellen fest, dass das in der Schweiz weitestgehend unberücksichtigt bleibt. Man findet weder im Arbeitsgesetz noch in den Verordnungen zum Arbeitsgesetz irgendwo die Bezeichnung Stress.»
Wenn man europäische Vergleichsstudien anschaut, sieht man, dass in der Schweiz kaum Risikoanalysen zu diesen Gesundheitsrisiken gemacht werden, während dies in europäischen Ländern durchaus an der Tagesordnung ist.» Travailsuisse fordert den Bund und die Unfallversicherung Suva denn auch auf, eine Kampagne zur Stressprävention zu lancieren.