- Der Basler Spezialchemiekonzern Clariant verschiebt die für 16. Februar geplante Publikation seiner Zahlen für das Jahr 2021.
- Als Grund werden Hinweise von Whistleblowern zu angeblichen Manipulationen in der Buchhaltung genannt.
- Das Unternehmen gehe den Hinweisen in einer internen Untersuchung nach, teilte Clariant mit.
Die Whistleblower hätten das Unternehmen darauf aufmerksam gemacht, dass in der Vergangenheit möglicherweise Rückstellungen und Wertberichtigungen falsch verbucht worden seien, führte Clariant aus.
Die laufende Untersuchung kam demnach bereits letzten September ins Rollen. Damals sei die Compliance-Abteilung des Unternehmens über mögliche Vergehen in diesem Bereich informiert worden. Das führte das Management an einer Telefonkonferenz am Montagmorgen aus.
Für die Untersuchung habe man externe Berater mit «grösster Dringlichkeit und Sorgfalt» einbezogen, wurde Clariant-CEO Conrad Keijzer zitiert. Unterstützt werde man von Beratern der Firmen Deloitte sowie Gibson, Dunn & Crutcher. Gegen Ende Dezember habe man erste Resultate erhalten, doch die Untersuchung sei nach wie vor nicht abgeschlossen, betonte Verwaltungsrat Peter Steiner, Leiter des Audit-Komitees des Gremiums. Daher sei man nun gezwungen gewesen, die Publikation der Resultate für das Geschäftsjahr 2021 zu verschieben.
Haben Mitarbeiter Ergebnisse geschönt?
Konkret werde geprüft, ob Mitarbeiter versucht hätten, die Ergebnisse des Unternehmens so anzupassen, dass interne und externe Ziele erreicht wurden. Dabei sei die Zahl der Mitarbeitenden «begrenzt», die «möglicherweise die Absicht hatten, den Gewinn zu steuern», heisst es in der Mitteilung weiter. Das Unternehmen präzisiert, dass die betreffenden Mitarbeiter suspendiert würden. Die Anschuldigungen beträfen keine Mitarbeiter aus dem höheren Management.
Betroffen seien nicht nur Fragen im Zusammenhang mit der Rechnungslegung des Geschäftsjahres 2021, sondern auch solche aus dem Jahr 2020. Ob das Problem gar noch frühere Zeiträume betreffe, sei zum aktuellen Zeitpunkt noch unklar, so Clariant weiter.
Für Beobachter weisen die Vorfälle auch auf grundlegende Probleme hinsichtlich der Firmenkultur hin. CEO Keijzer will sich laut eigener Aussage auch persönlich dafür einsetzen, dass sich diese verbessert.
Keine Auswirkungen auf liquide Mittel
Positiv werde immerhin gewertet, dass der Hinweis aus dem Unternehmen selbst kam. Die potenziellen Veränderungen bei den Rückstellungen und Abgrenzungen könnten hingegen Auswirkungen auf die EBITDA-Marge (das Verhältnis des Betriebsgewinn zum Nettoumsatz, vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte) haben, so die Mitteilung weiter.
Gleichwohl gehe Clariant nach aktuellem Kenntnisstand davon aus, dass die EBITDA-Marge für die fortgeführten Geschäftsbereiche im Jahr 2021 zwischen 16 und 17 Prozent zu liegen komme. Es seien des Weiteren keine Auswirkungen auf die liquiden Mittel festgestellt worden.
Nicht tangiert sei der Umsatz des Konzerns für 2021. Dieser sei für die fortgeführten Geschäftsbereiche in Lokalwährungen um 15 Prozent auf rund 4.4 Mrd. Franken gestiegen, teilte das Unternehmen weiter mit.