Mit klassischen Holzhütten hat das, was heute gebaut wird, nicht mehr viel zu tun. Holz als Grundmaterial erlebt nicht nur bei herkömmlichen Bauten ein Revival. Auch für Hochhäuser ist das klimafreundliche Material kein Problem mehr. 85 Meter hoch ist das derzeit höchste Holzhochhaus, welches am norwegischen See Mjosa liegt. Nun will auch die Schweiz mit Holz in die Höhe bauen. 27 Geschosse wird es dereinst haben, 80 Meter hoch wird es sein. 2024 soll das neue Holzhochhaus in Zug bezugsbereit sein.
Beitrag zur CO2-Reduktion
Für die Implenia AG, die das Hochhaus baut, geht es beim Projekt auch um eine gewisse Symbolik. Es sei ein Zeichen für die Nachhaltigkeit sagt Tobias Hohermuth, Leiter Holzbau bei Implenia. Holz könne einen Beitrag zur CO2-Reduktion leisten, jeder müsse aber auch bei sich selbst ansetzen.
Für den Leiter Holzbau ist klar: Beim Holzbau gibt es noch Luft nach oben. Der Marktanteil bei Neubauten mit einer Tragkonstruktion aus Holz lag während der letzten zehn Jahre relativ konstant zwischen fünft und acht Prozent. Dennoch ist ein Trend gerade zu höheren Holzbauten erkennbar. Gemäss Zahlen der Berner Fachhochschule wurden im Jahr 2010 noch zehn Mehrfamilienhäuser mit fünf oder mehr Geschossen gebaut. Sechs Jahre später waren es bereits 67 Mehrfamilienhäuser.
Holz: Baumaterial der Zukunft
Experten sehen im Holz das Baumaterial der Zukunft. Für Thomas Rohner, Dozent für Holzbau an der Berner Fachhochschule ist klar: «Mit Holz kann ich schnell arbeiten, weil ich vorfertige. Das heisst, ich nehme alles von der Baustelle weg, dass nicht auf die Baustelle gehört und fertige das vor. Die Bauphase wird kürzer und ich habe eine grosse Ersparnis in den Gesamtkosten.»
Ausserdem sei Holz als Baumaterial CO2-neutral. Auch wenn während des Herstellungsprozesses CO2 freigesetzt wird, so werde immer noch mehr CO2 im Baustoff gebunden, so der Experte. Zukunftspotenzial sieht Rohner jedoch nicht im Hochhaus. «Klar, es ist alles möglich. Auch der 200-Meter-Leuchtturm. Aber ein sinnvoller Markt ist im Bereich der Siedlungen, also vier oder sechsgeschossige Gebäude.»
Unendliche Ressource?
Auch wenn Holz als Baumaterial CO2 bindet und damit als nachhaltig gilt – die Ressource Holz ist endlich. Holzbaudozent Thomas Rohner relativiert aber: «Im Moment verwenden wir nur die Hälfte von dem was im Schweizer Wald zuwächst.» Und auch Tobias Hohermuth von Implenia winkt ab. In der Fabrikationshalle in Rümlang würden rund 4000 Kubikmeter Holz verarbeitet. «Wenn Sie das runterrechnen, dann wächst in der Schweiz fünf Mal pro Tag soviel nach, wie wir in einem Jahr verarbeiten», so Hohermuth. Forscher Rohner und Unternehmer Hohermuth sind sich einig: Der Trend zu mehr Holz in Gebäuden wird auch in Zukunft wachsen.