«Alle Läden dürfen nächste Woche wieder öffnen» – diese Nachricht vom Bundesrat hätte sich Severin Pflüger, Geschäftsführer des Verbands Schweizer Filialunternehmen (VSF), gewünscht. Doch Pflüger ist nicht nur deswegen enttäuscht: «Dass nun die Sortimente weiterhin eingeschränkt sind, ist auch ein Schritt in die falsche Richtung.»
Lebensmittelläden sollten auch andere Produkte verkaufen dürfen, nicht nur lebensnotwendige, findet er. Diese Aussage erstaunt. Denn für die Mitglieder seines Verbands, zu dem unter anderem Kleiderläden wie H&M oder Schuhläden wie Dosenbach-Ochsner gehören, stellen die derzeit abgesperrten Regale in Supermärkten eine Konkurrenz dar.
Alle sind betroffen
Doch Pflüger sieht kein Problem, wenn die Grossverteiler beispielsweise Schreibblöcke verkaufen dürfen. «Wer heute einen Block bei der Migros kauft, der wird auch in zwei Wochen noch einen Block kaufen – dann hoffentlich wieder beim Papeteristen seines Vertrauens», sagt er.
Wenn Schreibpapier und andere Artikel nicht verkauft werden dürften, werde die ganze Wertschöpfungskette lahmgelegt, fügt der VSF-Geschäftsführer an. Betroffen seien alle – von den Produzenten, welche die Güter herstellen, bis zu den Transportunternehmen, die sie in den Laden bringen.
«Diese Güter werden produziert, gelagert, transportiert», so Pflüger. Der Detailhandel stehe dabei ganz am Schluss der Wertschöpfungskette. Wenn der Verkauf dieser Güter verboten werde, werde damit die ganze Wertschöpfungskette lahmgelegt.
Alles, was schädlich ist für die Wirtschaft, ist sehr schädlich für den Detailhandel.
«Und dann gehen Leute in Kurzarbeit, die nicht in Kurzarbeit gehen müssten – und das ist schädlich für die Wirtschaft», schliesst Pflüger, «und alles, was schädlich ist für die Wirtschaft, ist sehr schädlich für den Detailhandel.» Denn: Wenn es der Wirtschaft schlecht geht, kaufen die Kundinnen und Kunden weniger ein.
Grossverteiler halten sich zurück
Während also der Verband der Filialunternehmen nicht zufrieden ist, geben sich betroffene Grossverteiler bedeckt. Bei Coop heisst es, man habe sich zwar darauf vorbereitet, dass bald wieder das ganze Sortiment verkauft werden dürfe, man nehme den Entscheid des Bundesrats jedoch zur Kenntnis. Migros war bis Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme erreichbar.