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Börsenjahr 2024 Schlechte Stimmung, gute Börse: Ein Jahr der Widersprüche

An das Börsenjahr 2024 wird man sich erinnern wegen seiner Widersprüche. Es war ein ungewöhnliches Börsenjahr, denn trotz verstimmter Gemütslage in der Wirtschaft gab es Rekorde. Die Gründe im Überblick.

Deutsche Wirtschaft schwächelt – der Dax jagt hingegen Rekorde: Die deutsche Wirtschaft schwächelt. Einstige Vorzeigekonzerne wie der Autokonzern VW streichen Stellen. Aber der deutsche Aktienindex Dax verzeichnete mehrere Rekorde. Das hat damit zu tun, dass es einzelnen der 40 Unternehmen, die im Dax gelistet sind, sehr gut geht. Dazu gehört das Softwareunternehmen SAP. Das Unternehmen ist kaum von der deutschen Konjunktur abhängig und hebt den Index zusammen mit einzelnen anderen Unternehmen nach oben. Gut lief es auch beim Rüstungskonzern Rheinmetall, Siemens Energy oder der Münchner Rück.

Börsencharts des deutschen Dax
Legende: Der deutsche Dax stieg dank einzelnen Unternehmen wie SAP. Keystone/DPA, HELMUT FRICKE

Rekorde auch in den USA: Die lockere Geldpolitik in den USA war positiv für die Aktienmärkte. Denn tiefere Zinsen bedeuten für Unternehmen, dass sie Kredite für Investitionen günstiger erhalten. Das treibt die Aktienmärkte an. Die Rekorde des S&P 500 oder auch des Dow Jones gehen zudem auf Tech-Aktien zurück, etwa auf den Chiphersteller Nvidia. Seine Chips sind wichtige Bestandteile für die Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI). Der Umsatz hat sich im letzten Quartal nochmals verdoppelt, die Aktie erreichte Bestmarken.  

Ungewöhnliche Flops an der Schweizer Börse: Gefragt waren die Aktien des Pharmazulieferers Lonza sowie Swiss Re. Schlecht lief es für Kühne+Nagel. Die Aktie hat rund 30 Prozent verloren, belastet durch die Angst vor höheren Zöllen im Handelskrieg zwischen USA und China. Nestlé, eigentlich eine Vorzeigeaktie, musste Federn lassen. Der neue Chef Laurent Freixe muss Investorinnen und Investoren nun von Nestlés Strategie in die Zukunft überzeugen. Der SMI insgesamt verzeichnet im Vergleich zum US-Aktienmarkt dünne Gewinne. Das hat auch damit zu tun, dass der SMI von einzelnen Firmen – Nestlé, Novartis und Roche – dominiert wird. Zudem sind die grossen, erfolgreichen Tech-Firmen (Nvidia, Apple, Microsoft) in den USA gelistet.

Kryptowährungen im Hoch: Die bekannteste Kryptowährung, der Bitcoin, hat im Dezember den Wert von 100'000 Franken überschritten. Der Kurs hat sich innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. Der Aufwärtstrend hat unter anderem mit der Wahl Donald Trumps zu tun. Er gilt als Befürworter von Kryptowährungen. Zudem haben Leitzinssenkungen die Kurse angetrieben. Denn bei sinkenden Zinsen werfen Anleihen weniger Zinsen ab. Anlegerinnen suchen Alternativen – und finden sie allenfalls in Kryptowährungen.

Ein Bitcoin vor einer steigenden Kurskurve
Legende: Der Bitcoin-Kurs profitiert von Donald Trump. Er gilt als Befürworter von Kryptowährungen. Keystone/DPA FERNANDO GUTIERREZ-JUAREZ

Gold glänzt: Gold war auch im letzten Jahr gefragt und wurde teurer.  Gold wirft im Unterschied zu Aktien und Obligationen keine Erträge ab, gilt aber als «sicherer Hafen», also als werterhaltend. Anleger wählen Gold als Absicherungsstrategie gegen inflationsbedingte Unsicherheiten und geopolitische Risiken.

Der Ausblick 2025: Auch 2025 dürfte es regional grosse Unterschiede geben, der Hype um KI könnte die US-Börsen weiterhin beflügeln, ebenso die tieferen Leitzinsen in den USA. Viele Experten erwarten aber moderatere Erträge. Anfang Januar übernimmt Donald Trump das Präsidium in den USA. Viele Expertinnen und Experten rechnen darum vorerst mit hohen Kursschwankungen.  

Echo der Zeit, 30.12.24, 18 Uhr / jacc

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