Der Bundesrat verbietet der Credit Suisse, noch ausstehende Boni auszuzahlen. Das hat er am Dienstag bekannt gegeben. In der Landesregierung will man es offenbar tunlichst unterlassen, das fatale Signal zu senden, dass ein Unternehmen Staatsleistungen beanspruchen kann und gleichzeitig Boni auszahlen darf. Doch beim Bonus-Nein aus Bern stellen sich auch Fragen.
Der Bundesrat hat angegeben, nur gewisse Zahlungen zu untersagen. Wo schon Geld geflossen ist, will er nicht eingreifen – aus Sorge, dass dies als Bruch der Rechtssicherheit wahrgenommen würde. Bleiben also noch zugesicherte oder aufgeschobene Vergütungen.
Schweizer Angestellte könnten leer ausgehen
Es sind vor allem hoch dotierte Aktienoptionen für Top-Manager, die man unterbinden will. Dabei handelt es sich um Ansprüche auf CS-Aktien, die sich in den letzten Jahren angesammelt haben. Doch wie SRF-Wirtschaftsredaktorin Charlotte Jaquemart erklärt, stehen noch weitere Zahlungen aus. Während die Credit Suisse global gesehen ihre Bargeld-Boni fürs Jahr 2022 nämlich bereits ausbezahlt hat, ist dies in der Schweiz nicht der Fall.
«Gingen Angestellte am Schalter oder im Zahlungsverkehr hierzulande leer aus, würden sie damit für die Fehler des Managements bestraft», so Jacquemart. Anders als in vielen anderen Branchen ist der Bonus in der Bankenbranche gang und gäbe. Einen 13. Monatslohn gibt es oft nicht.
Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg vermeldete, hat die CS zwar in einem internen Memo den Angestellten versichert, dass noch nicht gezahlte Boni und Gehaltserhöhungen wie geplant gezahlt werden sollen. Doch auf dem Bankenplatz geht die Sorge um, dass die Politik unter dem Druck der Bevölkerung auch diese Zahlungen aussetzen wird.
Ist das Ende der Boni gekommen?
Die Credit Suisse häufte in den letzten zehn Jahren Schulden in der Höhe von drei Milliarden Franken an, zahlte im gleichen Zeitraum aber 32 Milliarden Franken an Boni an ihre Top-Manager aus. Allein der ehemalige CS-Vorstandsratspräsident Urs Rohner hat während seiner zehnjährigen Amtszeit über 40 Millionen Franken in Bonuszahlungen verdient.
Die hohen variablen Lohnbestandteile haben wohl ihren Beitrag zum Niedergang der CS beigetragen, wie Charlotte Jacquemart erklärt: «Die Forschung zeigt schon lange, dass hohe Boni falsche Anreize setzen. Man geht dann zu hohe Risiken ein.»
Es sei nun an der Politik, das System zu ändern. So könnten Bonus-Zahlungen künftig ganz verboten werden. Oder man könnte – wie in Grossbritannien geschehen – die Bankmanager mehr in die Verantwortung ziehen. Einsicht scheint zumindest die aktuelle CS-Führung zu zeigen: Sie hat auf ihre Bonuszahlungen für das vergangene Jahr verzichtet.
Der Bund stützt sich beim Boni-Verbot auf das Bankengesetz. Artikel 10a besagt, dass variable Vergütungen, die von der Leistung abhängen, oder zumindest von der Leistung abhängen sollten, dann ganz oder teilweise gestrichen werden können, wenn eine systemrelevante Bank direkt oder indirekt staatliche Hilfe aus Bundesmitteln erhält. Das ist bei der CS der Fall. Und da die UBS jetzt de facto auch eine Staatsgarantie hat, trifft dies auch auf sie zu. Es könnte also auch bei der neuen Mega-Bank zu Boni-Streichungen kommen.