Güter sollen in der Schweiz künftig auch unterirdisch durchs Land transportiert werden können. Heute kommt ein entsprechender Gesetzesentwurf des Bundesrates ins Parlament. Der Staat will so die rechtlichen Rahmenbedingungen dafür schaffen – Bau und Betrieb des Projekts müssen privat finanziert werden.
«Lex Cargo Sous Terrain»
Auslöser des Gesetzesentwurfs ist der mittlerweile zur Aktiengesellschaft firmierte Verein Cargo Sous Terrain mit Sitz in Olten. Dieser hatte vor mehr als zehn Jahren erstmals ein solches Projekt präsentiert – ein unterirdischer Tunnel zwischen wichtigen Logistikzentren im Mittelland und dem Raum Zürich.
Darin soll kleinteiliges Stückgut rund um die Uhr mit rund 30 Kilometern pro Stunde transportiert werden. An den Zugangsstellen, sogenannten Hubs, sollen Güter vollautomatisch mit Liften ins System eingespeist oder an die Oberfläche geholt werden.
Die Kosten für die erste Teilstrecke von Härkingen-Niederbipp nach Zürich werden auf drei Milliarden Franken veranschlagt – die geplante Inbetriebnahme auf 2031. Das fertige Netz soll bis etwa 2045 fertig sein, vom Genfer- bis zum Bodensee reichen und 500 Kilometer lang sein. Die Kosten werden auf 30 bis 35 Milliarden Franken geschätzt.
Die Vorlage im Detail
Das Gesetz sei nötig, weil damit nur noch ein einziges Bau- und Plangenehmigungsverfahren auf Bundesebene nötig sei. So könne sichergestellt werden, dass Cargo Sous Terrain nicht mit allen Kantonen und Gemeinden und Eigentümern einzeln verhandeln muss, sagt Peter Sutterlüti, Verwaltungsratspräsident der Trägergesellschaft.
Ambitionierter Fahrplan
Die Vorbereitungen laufen bei Cargo Sous Terrain seit Anfang Jahr bereits auf Hochtouren, obwohl das Gesetz noch nicht beschlossen ist. Neun Personen arbeiten in Olten bereits an der detaillierten Linienführung und sind in Verhandlungen mit den potenziellen Standorten für die Hubs. «Wir wollen damit Zeit gewinnen, damit wir unseren Fahrplan einhalten können», sagt Sutterlüti.
Wir wollen damit Zeit gewinnen, damit wir unseren Fahrplan einhalten können
Für die Planungsphase bis zum geplanten Beginn der Bauarbeiten im Jahr 2026 hat die Organisation über ihre Aktionäre bereits 100 Millionen Franken zur Verfügung gestellt. Das war auch die Bedingung des Bundes, damit überhaupt ein Gesetzesvorschlag in Angriff genommen wird.
Ein rentables Projekt?
Nicht so recht an die Realisierung glauben mag Nils Planzer. Der Präsident und Geschäftsführer der schweizweit grössten Logistik-Firma hat Sympathien für die Technologie und das Vorhaben. Doch er hält die Realisierung für utopisch.
«Es ist viel zu teuer und heute haben wir bestehende Infrastruktur, die man meiner Meinung nach zuerst vollumfänglich nutzen sollte», sagt Planzer. Er habe vor allem Fragezeichen bei der Rentabilität der neuen Infrastruktur. Bereits heute sei der Logistikmarkt hart umkämpft, die Preise tief und eine neue Infrastruktur könne kaum kostengünstigere Logistik anbieten.
Es ist viel zu teuer und heute haben wir bestehende Infrastruktur, die man meiner Meinung nach zuerst vollumfänglich nutzen sollte
Peter Sutterlüti hingegen ist optimistisch, die drei Milliarden Franken für die erste Bauetappe durch private Investoren aufzutreiben. Man sei bereits jetzt daran, die Finanzierungsweise zu organisieren.
Die Businesspläne würden von Aktionären und potenziellen Investoren immer wieder auf Herz und Nieren geprüft: «Bis jetzt sind wir immer wieder auf den Pfad gelangt, wo wir sehen, dass es machbar ist.» Dies vorausgesetzt unter der Annahme, dass das Bundesgesetz vom Parlament auch tatsächlich genehmigt wird.