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CEO-Vergütung 19.2 Millionen für den Novartis-Chef: die grosse Empörung

Die Vergütung von Vas Narasimhan erhitzt wieder einmal die Gemüter. Dennoch bleibt es bei Appellen.

In der Regel wählen Konzernchefs eine der folgenden beiden Antworten, wenn sie auf ihre hohen Millionengehälter angesprochen werden:

1. Das entscheide nicht ich, sondern der Verwaltungsrat.

2. Wir richten uns nach dem Markt.

Vas Narasimhan von Novartis hat sich für Variante 2 entschieden. Seine Vergütung für 2024 beträgt 19.2. Millionen Franken. Während der Medienkonferenz vom 31. Januar 2025 sagt er: «60 Prozent der CEOs in der Bio-Pharma-Branche, mit der wir uns vergleichen, haben höhere Kompensationen als ich. Das zeigt, dass wir bei Novartis einen sehr ausgewogenen Ansatz haben.»

In Bundesbern stossen diese Summen auf Unverständnis. «Absolut gesehen sind 19 Millionen nicht zu rechtfertigen», sagt Mitte-Ständerat Erich Ettlin. Aber: «In einem internationalen Wettbewerb, in dem die Unternehmen ihren Sitz verlegen können und die Aktionäre bestimmen, ist die Macht der Politik auch irgendwo begrenzt.» Ihm bleibe nicht mehr, als an die Wirtschaftsführer zu appellieren.

Das ist ein absoluter Skandal.
Autor: Mattea Meyer Nationalrätin SP

Der SP-Vizepräsidentin ist das zu wenig. Mattea Meyer sagt: «Das ist ein absoluter Skandal, dass der CEO von Novartis so viel Geld in die eigene Tasche scheffelt, während ganz viele Menschen nicht wissen, wie sie ihre Prämien bezahlen sollen. Es braucht endlich politische Massnahmen.» Die Abzockerinitiative wirke offenbar nicht. Sie beobachtet bei den bürgerlichen Parteien eine Verweigerung, solche Millionen-Saläre in den Griff zu bekommen.

Wie sich der Lohn von Spitzenpersonal zusammensetzt

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CEOs oder Konzernchefinnen erhalten in der Regel keinen festen Lohn wie tieferrangige Angestellte. Ihr Fixlohn macht in der Regel nur einen Bruchteil ihrer Vergütung aus. Hinzu kommen variable Vergütungen, die kurzfristig (z.B. Boni) oder langfristig (z.B. Aktienpakete) ausgerichtet sein können. Diese Kombination soll die Führungsperson unmittelbar motivieren, aber längerfristige Ziele nicht aus den Augen verlieren lassen.

Bernhard Bauhofer ist Reputationsexperte. Ihm fällt auf, dass Novartis-Chef Vas Narasimhan seinen eigenen Versprechen zum Amtsantritt nicht gerecht werde: Er habe Hierarchien abbauen und die Teamleistung in den Vordergrund stellen wollen. Bauhofer sagt: «Wenn man jetzt aber seine Bezahlung sieht, läuft es doch darauf hinaus, dass der Boss ganz gross abkassiert.»

Bei Novartis sei schon immer «viel abgesahnt» worden. So hat Daniel Vasella bei seinem Abgang mehr als 70 Millionen Franken erhalten. Bernhard Bauhofer beobachtet, dass es weitergehe wie bisher: «Die Aktionäre werden bedient, der Shareholder Value ist das Wichtigste.» Das sei fatal, weil dieses Denken sehr kurzfristig sei.

8 Millionen Franken im Durchschnitt

Schon im vergangenen Jahr gaben hohe Vergütungen zu reden. Die Stiftung Ethos errechnete in einer Studie eine durchschnittliche Vergütung für Konzernchefs von Schweizer SMI-Unternehmen von 8 Millionen Franken – ein neuer Höchststand seit 2014. Im Jahr 2023 war UBS-Chef Sergio Ermotti der bestbezahlte CEO, für nur neun Monate Arbeit.

Unter den zehn höchstbezahlten Konzernchefs waren aber nicht nur CEOs von SMI-Firmen zu finden:

Konzernchef Unternehmen Vergütung 2023
Sergio Ermotti UBS 14.4
Vas Narasimhan Novartis 13.3
Ulf Schneider Nestlé 11.2
David Endicott Alcon 11.1
Xavier Rossinyol Avolta 10.8
Thomas Schinecker Roche 10.6
Mario Greco Zurich Versicherung 9.8
Björn Rosengren ABB 9.7
Jan Jenisch Holcim 9.5
Christian Mumenthaler Swiss Re 7.6

Man könne nicht anders, das sei der Markt – ein schwaches Argument in den Augen von Reputationsexperte Bernhard Bauhofer. Er sagt: «Im Sinne des sozialen Friedens wäre eine Mässigung absolut ratsam. Die Spannung wird immer grösser, innerhalb des Konzerns Novartis, innerhalb der Schweizer Gesellschaft und auch weltweit.»

Regionaljournal Basel Baselland, 31.1.2025, 12:00 Uhr

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