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Intel-Chef Gelsinger verschiebt Fabrikbau in Magdeburg
Aus SRF 4 News aktuell vom 17.09.2024. Bild: Keystone/Ritchie B. Tongo
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Chiphersteller in der Krise Intel stoppt Fabrikprojekte in Europa – vorerst

  • Der US-Halbleiterhersteller Intel verschiebt den Start für den Bau seines 30 Milliarden Euro teuren Chipwerks in Magdeburg um zwei Jahre.
  • Grund dafür ist ein Sparprogramm, wie es vom US-Chip-Hersteller heisst.
  • Intel-Konzernchef Gelsinger machte klar, dass der Bau der Fabrik von der Nachfrage nach Intel-Chips abhänge.

Intel hatte in Sachsen-Anhalt den Bau von zunächst zwei Chip-Fabriken angekündigt. Dabei sollten rund 3000 Arbeitsplätze entstehen. Der erste Spatenstich war für dieses Jahr angepeilt worden.

Die deutsche Regierung hatte im vergangenen Jahr staatliche Hilfen von knapp zehn Milliarden Euro für die Ansiedlung in Aussicht gestellt.

Fabrikbau hängt vom Geschäftsverlauf ab

Jetzt machte Intel-Konzernchef Pat Gelsinger klar, dass die Verzögerung um rund zwei Jahre für die Chip-Fabriken in Ostdeutschland von der erwarteten Nachfrage nach Intel-Chips abhänge. Intel rechnet mit eigenen Investitionen im Umfang von 20 Milliarden Euro in Magdeburg.

Noch vor wenigen Monaten hatte Gelsinger gesagt, dass in Magdeburg die modernsten Produktionsverfahren zum Einsatz kommen sollten, mit denen Intel zur erfolgreicheren Konkurrenz aufschliessen will.

Wohin bloss mit den Subventionen?

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Legende: Die Chipfabrik wird frühestens in zwei Jahren gebaut – falls überhaupt. Keystone/Klaus-Dietmar Gabbert

Für die deutsche Regierung, die eine Finanzierungslücke im Haushalt hat, stellt sich nun die Frage, was man mit den für Intel vorgesehenen fast zehn Milliarden Euro zunächst einmal machen könnte. «Alle nicht für Intel benötigten Mittel müssen zur Reduzierung offener Finanzfragen im Bundeshaushalt reserviert werden», schrieb Finanzminister Christian Lindner umgehend auf der Online-Plattform X. «Alles andere wäre keine verantwortungsbewusste Politik», argumentierte der FDP-Vorsitzende.

Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen hielt dagegen: «Wir werden jetzt gemeinsam beraten, wie wir mit nicht genutzten Mitteln sinnvoll und sorgsam umgehen und sie zum Wohle des Landes einsetzen.» Aus seinem Ministerium hiess es, die Gelder seien im Klima- und Transformationsfonds, genannt KTF, vorgesehen und stünden nicht dem Kernhaushalt zur Verfügung. In dem Fonds gibt es ebenfalls eine Milliardenlücke.

Doch inzwischen kämpft der Konzern mit Geldsorgen, was ihn dazu zwingt, irgendwo den Rotstift anzusetzen. Bei dieser Abwägung gewann der Heimatmarkt USA: Gelsinger bekräftigte die Investitionen in den US-Bundesstaaten Ohio, Arizona, Oregon und New Mexiko.

Zugleich wurde neben den Fabriken in Deutschland auch ein Projekt in Polen zurückgestellt.

Intel hat Anschluss verpasst

Der einstige Dominator des Computerchip-Markts Intel kämpft mit grossen Problemen. Denn inzwischen werden Smartphone-Chips von Apple, Qualcomm oder Google auf Basis von Technologie des britischen Chipdesigners Arm entwickelt.

Intel in der Krise

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Der Aktienkurs von Intel ist seit Jahresbeginn um rund 60 Prozent abgesackt. Allein im vergangenen Quartal fuhr Intel einen Milliardenverlust ein – und die Aussichten sind wenig rosig. Anfang August kündigte der Konzern den Abbau von rund 15'000 Arbeitsplätzen an. Das sind etwa 15 Prozent der Belegschaft. Insgesamt sollen im kommenden Jahr mehr als zehn Milliarden Dollar eingespart werden.

Der Grafikkarten-Spezialist Nvidia wiederum dominiert bei Chips für KI-Software wie ChatGPT. Produziert werden all diese High-Tech-Halbleiter hauptsächlich in Taiwan beim Auftragsfertiger TSMC. «Intel hat den KI-Boom verschlafen», sagt SRF-Wirtschaftsredaktorin Isabel Pfaff.

Und so bleibt Intel derzeit bloss das Geschäft mit einigen Chips für Rechenzentren sowie Windows-PCs. Doch auch in diesem Bereich konkurrenziert jetzt Qualcomm Intel mit Arm-Prozessoren. Der einstige Platzhirsch Intel kämpfte derweil mehrfach mit Problemen bei neuen Chip-Generationen.

Abhängigkeit von Taiwan verringern

Nun sollen neue Chip-Fabriken mit hohen staatlichen Subventionen den Turnaround bei Intel bringen. Dabei setzte CEO Gelsinger auf die Angst vor Chip-Engpässen infolge eines möglichen Konflikts um Taiwan. Denn ohne die Lieferungen von TSMC ginge im Westen sehr schnell kaum mehr etwas, warnen Experten. Die Halbleiter-Knappheit in der Corona-Krise würde dagegen harmlos wirken.

Die Alternative dazu sind Fabriken in den USA und Europa. Das kostet viele Milliarden und dauert Jahre. Aber wenn es gelingen würde, Ende dieses Jahrzehnts rund die Hälfte der Produktion hochmoderner Chips in den Westen zu bringen, hätte man viel für Versorgungssicherheit erreicht, sagte Gelsinger im Februar.

SRF 4 News aktuell, 17.9.2024, 06:40 Uhr ; 

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