Bei der Künstlichen Intelligenz herrscht Goldgräberstimmung. Microsoft, Google und Amazon investieren Milliarden und hoffen, dass sich das später auszahlt. Das Unternehmen Nvidia aber verdient jetzt schon Geld mit KI. Es ist ein Milliardengeschäft. Wenn Goldgräberstimmung herrscht, sollte man Schaufeln und Spitzhacken verkaufen. Im Fall von Nvidia sind das die Computerchips.
11 Milliarden Dollar verdienen – in 3 Monaten
Vielen dürfte Nvidia unbekannt sein. Aber viele Menschen in der Schweiz nutzen im Alltag Produkte, in denen die Computerchips des Unternehmens drin sind. Nicht nur in PCs und Gaming-Computern, sondern auch in der beliebten Playstation sind Nvidia Chips verbaut, zumindest war das so in der PS3. Zudem steckt Technologie von Nvidia in selbstfahrenden Autos oder in Robotern von Amazon, die die Logistik automatisieren. In die Top-Liga aufgestiegen ist Nvidia aber erst vor kurzem – dank Künstlicher Intelligenz.
Nvidia designt die Computerchips, die es braucht, um Künstliche Intelligenz rund um Chatbots zu betreiben. Das sind die Computerchips, die im Moment alle wollen: von Google und Microsoft bis hin zu kleinen Start-ups. Nvidia designt diese Chips, lässt sie dann in Taiwan herstellen und verkauft anschliessend die sehr spezialisierten Chips. Es ist ein Milliardengeschäft: Nvidia rechnet damit, im zweiten Quartal dieses Jahres elf Milliarden Dollar zu verdienen. Aktuell wird das Unternehmen an der Börse mit 1000 Milliarden Dollar bewertet. Damit spielt Nvidia in der gleichen Liga wie die Big-Tech-Firmen Google & Co.
Google & Co. müssen bei Nvidia einkaufen
Nvidia ist mit Abstand Marktführerin, wenn es um Computerchips für KI geht, mit einem weltweiten Marktanteil von 80 Prozent. Das lohnt sich: Ein einziger Chip von Nvidia der neusten Generation kostet rund 40'000 Dollar. Nvidia verkauft Tausende davon – zum Beispiel an Microsoft. Der neue Chatbot in der Suchmaschine Bing von Microsoft braucht über 150'000 dieser hoch spezialisierten KI-Computerchips. Kosten für Microsoft: 4 Milliarden Dollar.
Bei Google dürfte es noch viel mehr sein. Das Unternehmen verarbeitet Milliarden von Suchanfragen pro Tag. Damit diese von der gleichen KI beantwortet werden können, muss Google etwa 80 Milliarden Franken in die Chip-Infrastruktur investieren. Das ist selbst für die ganz grossen Player viel Geld. Deshalb versuchen Google und Amazon selber solche Computerchips zu designen. Und auch die Konkurrenten Intel und AMD versuchen aufzuholen. Bisher aber weniger erfolgreich als Nvidia.
Mittendrin im Handelskrieg USA-China
Laut Experten und Expertinnen ist Nvidia der Konkurrenz rund zwei Jahre voraus. Und je dominanter Nvidia wird, desto eher gerät das Unternehmen auch in den Fokus der US-Regulierung.
Rund ein Viertel seines Umsatzes erzielt es in China – und fällt damit unter die Handelsrestriktionen der Vereinigten Staaten. US-Unternehmen wie Nvidia dürfen keine hoch entwickelten Chips mehr an China verkaufen. Dabei ist China nicht komplett abgeschnitten von den Chips, die Nvidia herstellt. Betroffen ist die neueste Generation von Chips: jene, die sehr schnell untereinander kommunizieren können. Die USA rationieren sozusagen die Rechenleistung, die China bekommt.
Nvidia versucht nun, das Design der Chips so anzupassen, um die Erlaubnis für den Verkauf in China behalten zu können. Gleichzeitig setzt sich das Unternehmen politisch ein und warnt die US-Politik davor, die Chip-Exporte zu begrenzen. China werde so gezwungen, die Chips im eigenen Land zu entwerfen – was bereits geschehe.
Nvidias Konkurrenz schläft nicht, auch nicht in China. Momentan schafft es aber noch keine Konkurrentin, ein Rundumpaket anzubieten: mit Computerchips, dazugehöriger Software und Netzwerk. Derweil dürfte der Boom rund um KI anhalten. Nvidia wurde durch ihn zu einem der wertvollsten Unternehmen der Welt und dürfte in dieser Goldgräberstimmung weiterhin die Schaufeln und Spitzhacken verkaufen.