Für die USA ist es militärisch wichtig, bei der Herstellung von Mikrochips und dem Einsatz von KI einen Vorsprung vor China zu halten. Aus diesem Grund haben die USA Anfang Oktober den Export von Chips nach China stark eingeschränkt.
Betroffen sind leistungsstarke Chips, die für künstliche Intelligenz (KI) verwendet werden, ebenso wie alles, was zur Herstellung dieser Chips benötigt wird: Halbleiter, Maschinen, Software. Zudem dürfen US-Spezialisten chinesische Unternehmen nicht mehr bei der Chipherstellung unterstützen.
Für die nationale Sicherheit
Die USA möchten mit dieser Massnahme verhindern, dass China fortgeschrittene KI und Supercomputer im Militär einsetzen kann.
Zudem halten die US-Behörden fest, dass China KI auch zur Überwachung der Bevölkerung einsetze und damit teilweise Menschenrechte verletze.
Obwohl kein explizites Ziel der Massnahme der US-Behörde, könnte der Bann auch Chinas Wirtschaft beeinflussen. KI kommt in vielen zukunftsträchtigen Anwendungen zum Einsatz, zum Beispiel bei der Websuche, bei Bild- und Videoerkennung, beim Übersetzen, bei Produktempfehlungen und in autonomen Autos.
Wo steht China?
China hat die Kapazitäten und Ressourcen, um selbst Chips herzustellen. Allerdings liegt das Land bei der Produktion der fortschrittlichsten Chips noch um etwa drei bis vier Jahre hinter den Fabriken in Taiwan und Südkorea zurück. Zudem fehlt es China an Forschung und Know-how für das Entwickeln neuer Chips – hier sind die USA führend.
5G, AI, Quantencomputing: Da wird oft gesagt, dass man ebenbürtig sei mit den USA. In der Chipindustrie ist das nicht so.
China fördert seine Chipindustrie seit Jahren, und die neusten Restriktionen dürften den Bemühungen, ein unabhängiges Chip-Ökosystem zu entwickeln, zusätzlichen Schub verleihen.
Wegen der Komplexität der Chipindustrie dauert es jedoch Jahrzehnte, die nötigen technologischen Kapazitäten zu entwickeln und Hightech-Equipment und -Fabriken zu bauen. Das Embargo der USA dürfte diesen Prozess noch zusätzlich verlangsamen.
Zunehmende Nationalisierung
Chips sind von zentraler Bedeutung für die Wirtschaft, sie stecken in jeder Waschmaschine und jedem Auto, und mit der Digitalisierung nimmt ihre Bedeutung weiter zu.
Die Sicherung der Chip-Lieferkette steht daher nicht nur in China auf der politischen Agenda. Auch in den USA und der EU gibt es Bestrebungen, einen grösseren Teil der Produktion auf eigenen Boden zu holen.
Was heisst das für die Schweiz?
Kurzfristig dürften die neuen Exportbeschränkungen keinen grossen Effekt für die Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten haben. Möglicherweise werden Produkte etwas teurer, und die Wartezeit könnte sich für einzelne Produkte weiter verlängern. Längerfristig gibt es zwei Risikofaktoren, die für den Alltag relevant werden könnten:
- Die Reaktion von China: China verurteilt zwar die Restriktionen der USA, hat bisher aber noch keine Gegenmassnahmen ergriffen. Denkbar wären Exportbeschränkungen auf weniger komplexe Chips, die in den meisten Produkten verbaut sind, oder auf Rohstoffe, die zum Beispiel für Elektroautos oder Solarpanels gebraucht werden.
- Handelsbeziehungen: Während die USA und die EU ihre Lieferketten zunehmend nationalisieren und untereinander koordinieren, bleibt die Schweiz aussen vor. Im Falle einer Krise könnte sie einen schweren Stand haben, wenn es darum geht, an Chips zu gelangen.
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