- Der Branchenverband hat sich verpflichtet, in Schweizer Kehrichtverwertungsanlagen (KVA) entstehendes CO₂ künftig einzufangen und im Untergrund einzulagern.
- Das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) hat mit dem Verband eine entsprechende Vereinbarung getroffen.
- 2030 soll die erste CO₂-Abscheideanlage ihren Betrieb aufnehmen
Bis 2050 darf die Schweiz unter dem Strich kein CO₂ mehr ausstossen. Dazu hat sie sich im Pariser Klimaabkommen verpflichtet. Abfallverbrennungsanlagen können ihren Ausstoss aber nicht beliebig reduzieren. Wir werden weiter Abfall produzieren, und seine Verbrennung verursacht CO₂.
Deshalb will der Verband der Betreiber von Abfallverwertungsanlagen (VBSA) die KVA mit CO₂-Abscheideanlagen ausrüsten – nicht freiwillig: Der Bund hätte sie sonst zum Kauf von CO₂-Emissionsrechten verpflichtet.
Die Technologie, um CO₂ abzuscheiden, gibt es seit etwa 20 Jahren. Aber bisher hat sie die Industrie kaum eingesetzt, weil sie teuer ist. Darum braucht es noch mehr Entwicklungsarbeit. Dafür würden die KVA pro Jahr eine Million Franken aufwerfen, sagt Bastien Girod, Nationalrat (Grüne/ZH) und Präsident des VBSA.
Eine Anlage, die schon relativ weit fortgeschritten ist in der Erarbeitung eines Konzepts, ist die Anlage von Glarus in Linth.
Bis 2030 soll die erste von 29 Schweizer KVA mit einer CO₂-Abscheideanlage ausgerüstet sein. «Eine Anlage, die schon relativ weit fortgeschritten ist in der Erarbeitung eines Konzepts, ist die Anlage von Glarus in Linth», so Girod. Diese erste Anlage wird pro Jahr 100'000 Tonnen CO₂ einfangen.
Bis 2035 soll die Branche das Vierfache einfangen, und bis 2050 sämtliches von ihr verursachtes CO₂, das sind etwa vier Millionen Tonnen pro Jahr.
In Beton binden oder in Boden leiten?
Das sind riesige Mengen, die man transportieren und einlagern muss. Dies stelle die grössere Herausforderung dar als die Abscheidung selbst, «und daran arbeiten wir», sagt Marco Mazotti von der ETH Zürich. Er koordiniert ein Projekt, das die Probleme mit der Endlagerung lösen soll.
Dafür testen die Forscher zwei Ansätze. Beim einen Ansatz wird das eingefangene CO₂ in Recycling-Beton gebunden. Beim anderen wird das CO₂ in Tanks per Lastwagen, Bahn, Schiff nach Island transportiert, wo es in den Untergrund geleitet wird. Das CO₂ wandelt sich danach in Gestein um.
Höchstwahrscheinlich wird es beide Methoden brauchen. Und noch gibt es für die künftig jährlich anfallenden vier Millionen Tonnen CO₂ nicht genügend Speicherkapazität – zumal die Schweizer Zementindustrie bis 2050 ähnliche Mengen CO₂ endlagern muss.
Wenn die Speicherbetreiber sehen, da gibt es einen Verband, der sich verpflichtet hat, dann beschleunigt das auch die Umsetzung.
Und auch alle anderen Länder Europas haben dasselbe Problem. Im Gespräch ist ein europäisches System von Pipelines für den CO₂-Transport zu den Endlagerstätten, die neben Island auch die Niederlande und Norwegen im Untergrund zu entwickeln begonnen haben.
Diese Initiativen würden durch die Verpflichtung der KVA, ihr CO₂ einzufangen, befördert, sagt Girod. «Wenn sie sehen, da gibt es jetzt einen Verband, der sich verpflichtet hat, dann hilft das für die Planungssicherheit und beschleunigt natürlich auch die Umsetzung. Und genau das wollen wir.» Die Aufgabe ist gewaltig und wird Milliarden kosten. Aber ein Anfang ist getan.