«Ein Einkaufszentrum mit vielen Zugverbindungen»: So könnte man die grossen Bahnhöfe in der Schweiz auch umschreiben. Denn die Bahnhöfe sind längst zu grossen Shoppingzentren geworden.
Ich hätte gerne noch viel mehr Verkaufsstellen an den Bahnhöfen.
Allein am Bahnhof Zürich beträgt der jährliche Umsatz 300 bis 400 Millionen Franken. In Bern sind es knapp 200 Millionen, in Luzern 150 Millionen Franken. Das ist vergleichbar mit grossen Einkaufszentren in den Agglomerationen.
Attraktive Geschäftsstandorte
Im Gegensatz zu den Shoppingzentren gehen an den Bahnhöfen aber mehr Menschen ein und aus – sogenannte Laufkundschaft. Coop-Chef Philipp Wyss sagt deshalb: «Ich hätte gerne noch viel mehr Verkaufsstellen an den Bahnhöfen.»
Dazu sagt SBB-Mediensprecher Reto Schärli, dass man das Angebot durchaus weiter ausbauen wolle. Doch: «Die Flächen sind begrenzt, deshalb wird dieses Wachstum nicht unbegrenzt weitergehen.» Und das bedeutet: Wenn eine Fläche frei wird, beginnt das grosse Buhlen um den begehrten Platz.
Mit Blick auf die Veränderungen in den Bahnhöfen in den vergangenen Jahren scheint Coop aktuell besser am Puls der Zeit zu sein als die Konkurrentin Migros. Da die SBB mit beiden Detailhändlern geschäftet, hält sich das Bahnunternehmen zu dem Thema bedeckt.
Coop jetzt auch mit Restaurants
Wichtig seien einzig qualitative Kriterien, sagt SBB-Sprecher Schärli: «Dass das Konzept optimal zum Standort passt und den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden entspricht.» Und da verfügt Coop offensichtlich über die passenderen Konzepte als die Migros, beispielsweise im Bereich der Gastronomie.
Wir sind sehr zufrieden mit der Akquisition von ‹Aperto›.
Dieses Standbein hat Coop in jüngster Vergangenheit ausgebaut. Das zeigt sich daran, dass in etlichen Bahnhöfen neue Restaurantketten von Coop eingezogen sind. Konkret sind das etwa «Rice-up» oder «Yooji's», zwei Ketten mit asiatischem Essen.
Aperto-Übernahme als Startschuss
Gleichzeitig hat es auch historische Gründe, dass Coop heute in vielen Bahnhöfen prominenter anzutreffen ist als die Konkurrentin. Vor einigen Jahren hat Coop die «Aperto»-Kette gekauft und sich damit auf einen Schlag 30 Standorte an Bahnhöfen gesichert. «Wir sind sehr zufrieden mit dieser Akquisition», sagt dazu Coop-Chef Wyss.
Angesprochen auf diese Situation an den Bahnhöfen, teilt die Migros auf Anfrage mit, dass das Unternehmen grundsätzlich gut positioniert sei: Man habe viele Läden in und um die Bahnhöfe und profitiere so von den langen Öffnungszeiten, gerade auch am Wochenende.
In Einzelfällen, etwa in Neuenburg, würde man gerne einziehen, sobald es eine freie Fläche gibt, heisst es etwa bei der Regionalgesellschaft Neuenburg-Freiburg. Denn an welchen Standorten und mit welchen Formaten die Migros in Bahnhöfen präsent ist, bestimmt jede der zehn Regionalgesellschaften für sich selbst. Anders bei Coop – da wird zentral entschieden.