Der Detailhändler Coop erweitert sein Geschäft im Finanzbereich. Coop lanciert eine neue Finanz-App, zusammen mit verschiedenen Schweizer Banken wie der Hypothekarbank Lenzburg und Finanzdienstleistern wie dem Fondsanbieter Vanguard.
Für Coop ist es gleichzeitig auch eine Rückkehr in die Finanzwelt, wenn auch unter neuen Vorzeichen.
Was bietet die neue Finanzdienstleistungs-App von Coop?
Die App bietet aktuell zwei Grundangebote: Zahlungs- und Sparkonti mit Debitkarte und der Möglichkeit, damit in den Coop-Filialen Bargeld zu beziehen. Zudem besteht die Option, mit unterschiedlichen Finanzprodukten im Bereich der Säule 3a fürs Alter zu sparen.
Coop plant, diese Angebote in den kommenden Monaten mit weiteren Finanzdienstleistungen auszubauen.
Wird Coop damit zu einer Bank?
Nein. Coop verfügt über keine Bankenlizenz, sondern ihre Finanz-App dient als Plattform für die Produkte der entsprechenden Anbieter. So wird beispielsweise der Vertrag für ein Sparkonto nicht mit Coop abgeschlossen, sondern mit der Hypothekarbank Lenzburg. Allerdings erscheinen die Konti und die Vorsorgelösungen in der App im Design von Coop.
Somit ist das Angebot auch keine digitale Neuauflage der ehemaligen Coop Bank, die Coop 2017 an die Basler Kantonalbank verkauft hat, welche sie anschliessend in Bank «Cler» umbenannt hat.
Wie unterscheidet sich die neue Coop-Bank von Neobanken wie «Yuh» oder «N26»?
Neobanken sind entweder Angebote von Schweizer Finanzinstituten mit einer Bankenlizenz («Yuh» gehört Postfinance und Swissquote) oder von ausländischen Anbietern mit einer europäischen Bankenlizenz (z. B. «N26»), die von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) anerkannt sind.
Coop hingegen vertreibt als Plattform die Produkte der entsprechenden Finanzdienstleister, die auch über alle notwendigen Bewilligungen verfügen. Diese Firmen wiederum können ihre Produktpalette via Coop einem grösseren Kundenkreis anbieten.
Weshalb lanciert Coop diese Finanz-App gerade jetzt?
Die Digitalisierung macht es nun möglich, dass Coop – dank der Partnerfirmen – auch ohne Bankenlizenz entsprechende Finanzangebote lancieren kann.
Allerdings gibt es in der Schweiz schon eine erhebliche Konkurrenz von rein digitalen Finanzangeboten. Kommt hinzu, dass etliche Mitbewerber deutlich mehr Möglichkeiten bieten (z. B. Kryptowährungen, Wertschrifthandel, etc.) als Coop heute.
Coop hat jedoch einen Startvorteil: Die Marke ist schweizweit bekannt. Zudem kann das Unternehmen über die mehr als drei Millionen Besitzerinnen und Besitzer einer «Supercard» sein neues Angebot bewerben.
Inwiefern unterscheidet sich das Angebot von Coop von der Konkurrentin Migros mit der Migros Bank?
Die Migros Bank ist eine eigenständige Bank, die im Besitz der Migros ist. Sie eine Bank, die der Finanzmarktaufsicht (Finma) untersteht und ein breites Angebot an Finanzdienstleitungen anbietet (Konti, Privatkredite, Hypotheken, Wertschrifthandel, etc.).
Hat Coop Einsicht in die Kontobewegungen und kann das Unternehmen diese Daten z. B. mit der «Supercard» auswerten?
Coop betont, dass das Unternehmen keine Einsicht in die Kontobewegungen habe. Auch würden die Daten der «Supercard» und die Kontobewegungen nicht zur gemeinsamen Datenauswertung verwendet.
Kundinnen können mit der Finanz-App in Geschäften von Coop Punkte für die «Supercard» sammeln. Allerdings berechnen die Banken das entsprechende Guthaben und übermitteln das Total an Coop, wo die Punkte gutgeschrieben werden.