Weiterhin leiden viele Unternehmen unter den Folgen der Pandemie. Trotz Vorbereitungen auf eine zweite Welle sind gerade Firmen der Event-, Schausteller- und Reisebranche stark betroffen. Ihre Auftragsbücher sind zurzeit leer und dürften dies auch noch eine Weile bleiben.
Als Härtefall gilt gemäss Verordnungsentwurf des Bundesrates ein Unternehmen, wenn es verglichen mit den Vorjahren 40 Prozent an Umsatz verloren hat. In diesem Entwurf wird vorgeschlagen, betroffene Unternehmen mit einem Bundesbeitrag von insgesamt maximal 200 Millionen Franken zu unterstützen. Auch die Kantone sollen 200 Millionen Franken beisteuern. Das sei viel zu wenig Geld, sagen die betroffenen Branchen.
«Das Wasser steht uns schon über dem Hals»
An einer Medienkonferenz haben sich Vertreter aus der Event-, Schausteller- und Reisebranche mit einem eindringlichen Appell an den Bund gerichtet. André Lüthi, Verwaltungsratspräsident von Globetrotter findet klare Worte: «Das Wasser steht uns schon über dem Hals.» Seit März verzeichnen Reisebüros über 90 Prozent Umsatzrückgang.
In den anderen beiden Branchen sieht es nicht besser aus. «Wir stehen mit dem Rücken zur Wand», sagt Christoph Kamber, Präsident des Event-Branchenverbandes Expo Events. Die Branchenvertreter machten heute klar, dass man nun von Seiten des Bundes schnelles Handeln erwarte. «Es kann nicht sein, dass sich Bund und Kantone gegenseitig die heisse Kartoffel zuschieben. In dieser Zeit kommen viele ans Existenzlimit», sagt André Lüthi. Es brauche wieder verstärkten Lead aus Bundesbern.
Bund und Kantone sollen jetzt handeln
Das sieht auch Thomas Eberle, Geschäftsführer der Berner Firma Top Events, so. Seine Lagerhallen seien seit Monaten gefüllt, das Material für Events konnte er seit März kaum brauchen. Er fordert, dass Bund und Kantone nun handeln. «Seit März befinden wir uns faktisch in einem Berufsverbot», hält er fest. Dafür sei eine Entschädigung nötig.
Gleichzeitig sei man kreativ in der Branche und vermiete nun beispielsweise Zelte an Skischulen. Trotzdem könne man damit die Fixkosten kaum decken. Es muss deshalb bald Geld fliessen, sonst stehe die Zukunft der Branchen auf dem Spiel, so der Konsens an der Medienkonferenz heute. Für alle Härtefälle zusammen brauche es mindestens eine Milliarde Franken, betont André Lüthi.
Kantone: Der Bund soll 80 Prozent übernehmen
Christoph Brutschin, Präsident der Konferenz Kantonaler Volkswirtschaftsdirektoren, kennt die finanziellen Probleme der Branchen. Auch er plädiert für mehr finanzielle Unterstützung durch den Bund: «Uns schwebt für den Teil, der die 400 Millionen übersteigt, ein Schlüssel 80:20 vor.» Der Bund würde 80 Prozent dieser Kosten übernehmen und die Kantone den Rest.
Die Branche hofft nun auf finanzielle Hilfe noch vor Jahresende. Ganz egal wie Bund und Kantone entscheiden, ist dies jedoch ein ambitioniertes Ziel. In vielen Kantonen fehlt zu diesem Zeitpunkt eine gesetzliche Grundlage für solche Hilfspakete. Der Tenor bei allen Betroffenen jedoch ist klar: ohne schnelle Hilfe sieht die Zukunft der Branchen düster aus.