Das Geld in den Kassen der Fluggesellschaften schmilzt wie Schnee in der Frühlingssonne. Es gibt keine Einnahmen, dafür aber hohe Ausgaben fürs Personal und Rückerstattungen. Bestenfalls reichen die flüssigen Mittel noch für einige Wochen, bei vielen Fluggesellschaften aber wohl nur noch für wenige Tage, so die jüngste Schätzung der Internationalen Luftverkehrsvereinigung.
Carsten Spohr, Chef der Lufthansa-Gruppe, zu der auch die Swiss gehört, fordert deshalb unverzüglich Hilfe von der Politik. «Dazu gehören zum Beispiel Massnahmen zur Liquiditätssicherung. Insbesondere sollten Zahlungen von Steuern, Luftverkehrssteuern und staatlichen Gebühren möglichst verschoben werden.» Ähnlich klingen die Forderungen bei anderen Fluggesellschaften.
Dutzende Milliarden geflossen
Es seien Forderungen, die von der Politik erhöht würden, sagt Max Oldorf vom Aviatikanalyse-Unternehmen CH Aviation. «2008 mussten wir die Banken retten, jetzt ist es einfach so, dass die Airlines in der grossen Krise stecken. Und die versuchen jetzt schon, ihre Macht auch auszuspielen – weil sie für die Länder wichtig sind.» Und das tun sie mit Erfolg.
2008 mussten wir die Banken retten, jetzt ist es einfach so, dass die Airlines in der grossen Krise stecken.
In Nordamerika, in Asien aber auch in europäischen Ländern haben Regierungen bereits Dutzende Milliarden gesprochen. Die Swiss und Easyjet haben in der Schweiz beim Bund ebenfalls für staatliche Unterstützung angeklopft.
Die staatlichen Hilfsmilliarden sicherten den Fluggesellschaften in der jetzigen Situation nicht nur das Überleben, sondern auch einen Vorsprung in der Zeit nach der Corona-Krise, beobachtet Max Oldorf: «Jede Krise bedeutet auch eine Chance. Es gibt auch Staaten – da muss man auch China nennen –, die ganz massiv gerade wieder in ihre Airlines investieren.» Diese Fluggesellschaften würden die Chance auch nutzen, «um die Schwäche anderer Länder auszunutzen, um den Wettbewerb ins eigene Land zu holen», ist Oldorf überzeugt.
Auswirkungen auf die ganze Branche
Dieses Vorgehen setzt somit viele weitere Staaten unter Zugzwang, ihren Fluggesellschaften ebenfalls unter die Arme zu greifen – auch solchen, die langfristig eigentlich kaum überlebensfähig wären. Trotzdem würden jetzt die Karten neu gemischt, so Carsten Spohr von der Lufthansa: «In der Tat gehen wir heute davon aus, dass diese Krise die Luftfahrt nachhaltig und strukturell verändern wird.»
Wir gehen heute davon aus, dass diese Krise die Luftfahrt nachhaltig und strukturell verändern wird.
In Europa dürften die grossen Fluggesellschaften ihre Dominanz weiter ausbauen – jene also, die schon Staatshilfe erhalten haben oder wohl noch erhalten werden.