Der Quartalsabschluss der Credit Suisse ist gespickt mit Sonderkosten, Rückstellungen, Abschreibern, Einmaleffekten und Folgen des Konzernumbaus. Im Zahlensalat herauszufiltern, wie es eigentlich ums Kerngeschäft bestellt ist, ist gar nicht so einfach. Doch es wird klar: Auch im täglichen Geschäft mit der Kundschaft harzt es derzeit gewaltig.
Denn während die CS seit Monaten mit hausinternen Aufräumarbeiten beschäftigt ist, sind draussen dunkle Wolken aufgezogen. Mit dem Einmarsch der Russen in die Ukraine hat sich das Wirtschaftsumfeld eingetrübt, auch für Banken.
Neben Sanktionen, Kreditausfällen und Abschreibern fällt besonders ins Gewicht, dass der Krieg die Kundschaft verunsichert. Sie sorgt sich um die Menschen, die Inflation, die Reaktion der Geldpolitik, den Gang der Wirtschaft. Derweil hält sie sich mit Börsendeals und Finanztransaktionen zurück. Das ist schlecht fürs Geschäft.
Wie gross ist die Bank künftig?
Kommt hinzu, dass die Neugelder bei der Credit Suisse im letzten Jahr nicht gerade üppig gesprudelt sind. Und auf andere Geschäfte in der Investmentbank will die CS nach den kolossalen Verlusten im letzten Jahr fortan ganz verzichten. Das alles hat die Erträge im ersten Quartal gewaltig schrumpfen lassen, von 7.6 Milliarden Franken vor einem Jahr auf noch 4.4 Milliarden Franken.
Stellt sich die Frage: Ist das in etwa die Grösse, mit der die CS künftig kutschieren muss? Oder wie hoch werden die Erträge der Bank in einem «normalen Jahr» sein, das eben nicht gespickt ist von Sonderfaktoren?
Eine Antwort darauf muss die Führung der CS selber noch finden. Und sie muss sicherstellen, dass sie auch dann erfolgreich geschäften kann, wenn sie künftig kleinere Brötchen backen wird, ohne wieder übertriebene Risiken einzugehen.
Neue Köpfe bringen vorerst keine Ruhe
Im ersten Schritt geht es nun darum, die Bank mit teils neuem Personal auf Kurs zu bringen. Konzernchef Thomas Gottstein bleibt, aber der Finanzchef, der Chefjurist und weitere Topshots werden abgelöst.
Die Wechsel erfolgen wohl nicht ganz freiwillig, zu gross wurde der Druck auf alteingesessene Topmanager und auf den neuen Verwaltungsratspräsidenten Axel Lehmann, auch dort für weiteren frischen Wind zu sorgen. Doch auch das bringt vorerst mehr Unruhe als Ruhe in die Bank, denn die Neuen müssen sich ja zuerst einarbeiten, sich mit den Problemen und Zielen vertraut machen.
Die Credit Suisse betont entsprechend einmal mehr, dass 2022 ein Übergangsjahr werde. Es braucht wohl aber länger, bis die CS keine Grossbaustelle mehr ist.