Die Ausgangslage: Generalversammlungen in der Schweiz ziehen im Normalfall nur wenig Aufmerksamkeit auf sich. Anders im Fall der letzten Generalversammlung der Credit Suisse im Zürcher Hallenstadion: Gemäss Credit Suisse nahmen nicht nur 1700 Aktionärinnen und Aktionäre teil. Auch zahlreiche Journalistinnen und Journalisten sowie Kamerateams waren vor Ort.
Führungsduo Lehmann und Körner im Fokus: Verwaltungsratspräsident Axel P. Lehmann eröffnete die Generalversammlung und sprach von einem traurigen Tag. «Ich kann die Verbitterung, die Wut, den Schock von allen ermessen», sagte er. Das Führungsteam habe den über die Jahre angestauten Vertrauensverlust nicht aufhalten können und alle enttäuscht. «Dafür bitte ich um Entschuldigung», sagte Lehmann.
Dafür bitte ich um Entschuldigung.
Auch Konzernchef Ulrich Körner äusserte sich betroffen. Er verstehe, wenn Aktionärinnen und Aktionäre, Mitarbeitende und Kundschaft enttäuscht, schockiert und erzürnt seien. «Ich teile Ihre Enttäuschung», sagte Körner. Am Ende habe die Zeit gefehlt, um eine neue Credit Suisse aufzubauen.
Aktionärinnen und Aktionäre mit emotionalen Voten: Während der darauf folgenden knapp fünf Stunden meldeten sich zahlreiche Kleinaktionäre und Kleinaktionärinnen mit teils emotionalen Voten zu Wort. Viele äusserten Enttäuschung und Wut auf das Führungsteam und Unverständnis über hohe Boni. Auch der Übernahmepreis von drei Milliarden Franken, den die UBS für die CS zahlt, wurde von vielen als zu tief taxiert. Über die Übernahme und ihre Konditionen konnten die Aktionärinnen und Aktionäre allerdings nicht abstimmen.
Die wichtigsten Entscheidungen: Trotz der kritischen Redebeiträge wurden die meisten Anträge des Verwaltungsrats angenommen. So genehmigte eine Mehrheit von 61.4 Prozent die Jahresrechnung 2022 sowie den Lagebericht. Die sieben Verwaltungsräte, die sich zur Wiederwahl stellten, wurden – wenn auch zum Teil äusserst knapp – wiedergewählt. Axel Lehmann erhielt bei seiner Wiederwahl zum Verwaltungsratspräsidenten 55.67 Prozent der Stimmen. Die Generalversammlung verwehrte allerdings die Zustimmung für die fixe Vergütung der Konzernleitung für die verbleibenden Wochen. Jetzt müsse man die nächsten Schritte prüfen, äusserte sich Axel Lehmann dazu.
Was nun geschieht: Axel Lehmann verabschiedete sich mit den Worten, er hoffe nun gemeinsam mit der UBS eine neue und erfolgreiche Zukunft zu gestalten. Wie lange es dauern wird, bis die Übernahme der CS durch die UBS tatsächlich abgeschlossen ist, ist noch nicht bekannt. Bis dahin bleibt die Credit Suisse ein eigenständiges Unternehmen. Für die nächsten zwei, drei Monate brauche es deshalb auch noch einen Verwaltungsrat, sagte Axel Lehmann. Die UBS muss für die Übernahme dem Vernehmen nach noch zahlreiche regulatorische Genehmigungen in einer Reihe von Ländern einholen.