Die kommunikativen Fehltritte bei der Credit Suisse reichen weit zurück. Markant war, als der damalige Konzernchef Thomas Gottstein im Dezember 2020 gegenüber der «Financial Times» sagte, er wolle das Jahr 2021 mit einer möglichst reinen Weste beginnen. Es kam anders – ein paar Wochen später wurde das Milliardendebakel rund um den Lieferketten-Fonds Greensill sichtbar.
Schon bald folgte der nächste Fehltritt: Im April 2022 verkündete der damalige CS-Konzernchef Thomas Gottstein einen Verlust und beschwichtigte gleichzeitig: «Die Maschine kommt jetzt langsam wieder zum Laufen».
Wenige Monate später musste er aber den nächsten Verlust präsentieren. Das Resultat: Gottstein ging, Ulrich Körner kam – und die Kommunikation wurde schmallippiger. Der CEO konzentrierte sich auf die Erarbeitung einer neuen Strategie.
Oswald Sigg kritisiert CS-Führung
Dafür versuchte nun Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann, aktiver zu informieren. Er beging aber den Fehler, zu früh Entwarnung zu den Geldabflüssen zu geben. Ausserdem wurde er gegenüber Schweizer Medien mit der Zeit immer zurückhaltender – wohl auch, um nichts Falsches zu sagen.
Unprofessionell, inkompetent und unglaubwürdig.
Oswald Sigg, ehemaliger Bundesratssprecher, fasst die Krisenkommunikation wie folgt zusammen: «Unprofessionell, inkompetent und unglaubwürdig.» Die CS hätte laut Sigg als Schweizer Bank die eigenen Medien und damit die Öffentlichkeit regelmässiger informieren sollen. Der Gedanke, dass man durch Schweigen die Situation aussitzen könne, sei falsch, so Sigg. Denn damit mache man den grösseren Kommunikationsfehler, als wenn man einmal etwas Unvollständiges sage.
Fredy Greuter, Chefredakteur von Finews, relativiert, die CS habe lange kontinuierlich kommuniziert. Er habe Verständnis dafür, dass die Geschäftsleitung kurz vor der Fusion nicht mehr alle Fragen beantwortet hat, da sie dies zum Teil schlicht nicht gekonnt habe. Zudem sei die Credit Suisse schon seit längerem im Ausland viel präsenter als in der Schweiz und habe viele ausländische Investoren. Insofern sei die vermehrte Kommunikation mit ausländischen Medien nachvollziehbar.
Ermotti muss liefern
Ab nächster Woche übernimmt der Tessiner Sergio Ermotti das Amt des Konzernchefs bei der UBS, welches er bereits zwischen 2011 und 2020 bekleidete. Er löst den Niederländer Ralph Hamers an der Spitze ab.
Angesprochen auf einen Tipp für Ermotti meint Oswald Sigg: «Der Informationsbedarf ist sehr gross. Da kann man eigentlich nur eines machen: Wäre ich Sergio Ermotti, würde ich regelmässig Pressekonferenzen abhalten und alle Journalisten einladen. Und zwischendurch – zwischen den Pressekonferenzen – würde ich dafür keine Fragen beantworten.»
Wäre ich Sergio Ermotti, würde ich regelmässig Pressekonferenzen abhalten und alle Journalisten einladen.
Die richtige Kommunikation der neuen Führung dürfte während dem Übernahmeprozess und auch danach entscheidend sein, damit man das Vertrauen der Kunden zurückgewinnt und nicht noch mehr Gelder abfliessen.