Nicole Loeb, Nina Müller und Silvia Bayard sind sich einig: Den Dämpfer durch die Coronakrise haben sie überstanden, die Umsätze sind wieder so wie vor der Pandemie. Fakt aber ist, dass der stationäre Handel generell rückläufig ist.
Kleinere Fläche, mehr Umsatz
Nicole Loeb hat Millionen in ihr Modehaus Loeb in der Berner Innenstadt investiert und will mit sogenannten Einkaufserlebnissen punkten. Dazu gehören Kaffees, Nähateliers und Beratung.
Wenn der Kunde länger verweilt und sich gut aufgehoben fühlt, kauft er auch mehr ein.
Die Verkaufsfläche ist so zwar kleiner, aber das rechne sich, weil der Umsatz pro Kunde grösser sei: «Wenn der Kunde länger verweilt und sich gut aufgehoben fühlt, kauft er auch mehr ein.»
Nina Müller von Jelmoli sieht ihr Warenhaus an der Zürcher Bahnhofsstrasse wie eine Art Konsum-Treffpunkt mit wechselndem Angebot. «So gibt es einen Grund, immer wieder hierhin zu kommen.»
Modehaus als Versuchslabor
Das Modehaus wird so zum kuratierten Veranstaltungsort – und eine Art Labor, mit welchem Müller neue Kundschaft anlocken will. Es geht dabei zum Beispiel auch um Kundinnen und Kunden, die nicht kaufen, sondern ein Kleid oder den Mixer mieten. «Besonders junge Kundinnen hinterfragen, ob sie wirklich ein neues Teil brauchen.» Dieses Thema werde immer wichtiger.
Besonders junge Kundinnen hinterfragen, ob sie wirklich ein neues Teil brauchen.
Doch auch diese Experimente müssen Umsätze generieren – nach wie vor ist Jelmoli in Zürich defizitär. Nina Müller hat den Auftrag, bis im nächsten Jahr schwarze Zahlen zu schreiben.
Silvia Bayard will nicht nur mit einem Modehaus Profite machen, sondern mit über 90 Bayard-FIlialen in der Schweiz. Trotz schwieriger Umstände hat sie zu Beginn der Pandemie eine grosse Zahl Globus-Filialen übernommen und ihr Netz ausgebaut. «Ich glaube an die Innenstädte und den stationären Handel.» Ausserdem sei ihre Kundschaft sehr treu.
Auch Bayard will Einkaufserlebnisse mit gutem Service anbieten. Aber sie sei ein Zahlenmensch, erklärt Silvia Bayard. Wenn eine Filiale nicht rentiert, werde sie geschlossen, das Personal auf andere Standorte verteilt.
Schwieriger Onlinehandel
Die drei Mode-Unternehmerinnen müssen sich den gleichen Herausforderungen stellen, denn ihre traditionellen Modehäuser stehen in direkter Konkurrenz zum boomenden Onlinehandel.
Ich glaube an die Innenstädte und den stationären Handel.
Mit dem Online-Geschäft hat Silvia Bayard gleich zu Beginn der Pandemie abgeschlossen. Zuvor haben man es zehn Jahre lang versucht und nie schwarze Zahlen geschrieben. «Das macht keine Freude.» Beim Onlinehandel stehe die Ware im Mittelpunkt und nicht der Mensch. Das stimme für sie nicht.
Anders sieht das Nicole Loeb. Sie macht ihr Onlinegeschäft über Händler wie Brack oder Zalando. Eine eigene Infrastruktur aufzubauen, sei zu teuer. Damit kooperiert sie direkt mit der Konkurrenz. Loeb denkt aber nicht, dass ihr dadurch die Kundinnen und Kunden untreu werden.
Website als Schaufenster
Jelmoli-Chefin Nina Müller wiederum sieht ihren Onlineshop mehr als Schaufenster denn als Verkaufsplattform. Die Leute würden quasi noch vor dem Laden im Internet abklären, ob sie das gewünschte Teil im Modehaus finden. «Wenn wir keinen oder nur einen sehr reduzierten Shop hätten, dann ginge die Kundin davon aus, dass wir die Marke nicht führen.»
Loeb, Jelmoli, Bayard: Drei Modehäuser mit drei unterschiedliche Strategien, um den stationären Handel zu beleben. Die Chefinnen sind überzeugt, dass ihre Rechnungen aufgehen werden. Doch das Modegeschäft wird kaum einfacher werden.