Die Grossbank UBS wehrt sich gegen die jüngst erhobenen Vorwürfe, sie ignoriere den Klimawandel oder befeuere ihn gar noch. Das Gegenteil sei der Fall, sagen Vertreter der Bank. Die UBS wolle eine aktive Rolle spielen im Kampf gegen den Klimawandel.
Der Erdölkonzern Shell sei ein gutes Beispiel dafür, was die UBS in den letzten Monaten erreicht habe, betont Michael Baldinger. Er leitet von New York aus den Bereich Nachhaltige Anlagen für institutionelle Kunden wie Pensionskassen. «Wir konnten erreichen, dass sich Shell zu klaren Ziele bekannt hat, nämlich ihren CO2-Ausstoss bis 2050 um die Hälfte zu reduzieren.»
Es geht nicht über Nacht von 100 auf 0. Aber es ist ein sehr guter Start, die Firmen machen mit. Es geht in die richtige Richtung.
Der Dialog mit dem Erdölkonzern sei sehr konstruktiv verlaufen, sagt Baldinger. «Und für Firmen wie Shell ist es sehr wichtig zu verstehen, was sich die Investoren wünschen, um weiterhin investiert zu bleiben.» Die UBS als grosser Investor könne zusammen mit anderen sehr viel erreichen, ist Baldinger überzeugt.
Klimawandel «Top-Thema» bei der UBS
50 Prozent weniger CO2-Ausstoss bis 2050 tönt gut für einen Ölkonzern. Fürs Klima aber ist es viel zu wenig. Das weiss auch UBS-Mitarbeiter Baldinger: «Es geht nicht über Nacht von 100 auf 0. Aber es ist ein sehr guter Start, die Firmen machen mit. Es geht in die richtige Richtung.»
Dialoge wie mit Shell hat die UBS im letzten Jahr mit 49 anderen grossen Firmen geführt. Dabei gehe es der Bank einerseits darum, zu verhindern, dass sie selbst und die Kunden in Unternehmen investieren, die auf Grund Klimawandels Wert verlieren könnten. Andererseits sieht er auch grosses Potential für neue Investitionen in erneuerbare Energie zum Beispiel.
Macht die UBS wirklich genug?
Die UBS habe den Klimawandel zu einem Top-Thema gemacht, betont Baldinger. Allein im letzten Jahr habe die Bank ihre CO2-intensiven Vermögenswerte von 6.6 auf 2.7 Milliarden Dollar gesenkt. Das werde in der Öffentlichkeit leider nicht wahrgenommen.
Wir würden niemals behaupten, dass die UBS den Klimawandel ignoriert. Aber die entscheidenden Schritte fehlen ganz klar, um die Klimakrise effektiv zu bewältigen.
Asti Roesle, die für die Umweltorganisation Greenpeace die Banken beobachtet, widerspricht. «Die UBS hat in den letzten zwei Jahren wichtige Schritte unternommen im internationalen Vergleich. Sie ist sicher weiter als US-Banken.» Um das 1.5 Grad-Ziel zu erreichen, reiche das aber bei weitem nicht. «Es braucht viel weitreichendere Schritte.»
Der Kampagnenleiterin von Greenpeace ist auch klar, dass solche sogenannten Devestitionen nicht von heute auf morgen möglich sind, aber die Bank müsse nun klare Zeitpläne für den Ausstieg aus klimaschädlichen Investitionen vorlegen.
Greenpeace fordert weitere Schritt
Während die UBS stolz ist auf das, was sie mit ihrer Klimastrategie schon erreicht hat, meint Asti Roesle von Greenpeace: «Wir würden niemals behaupten, dass die UBS den Klimawandel ignoriert. Aber die entscheidenden Schritte fehlen ganz klar, um die Klimakrise effektiv zu bewältigen.»
Die Bank müsse nicht nur bei den Investitionen noch genauer hinschauen, sondern dürfe beispielsweise auch keine Kredite mehr ermöglichen für klar klimaschädliche Projekte.
Einig werden sich die Bank und die Umweltorganisation wohl kaum. Immerhin scheint beiden klar, dass noch viel zu tun bleibt im Finanzsektor, wenn die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreicht werden sollen.