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Weniger Werbung mit Diversität in den USA
Aus 10 vor 10 vom 25.07.2024.
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Debatte über Diversität US-Firmen sparen bei Diversity-Teams – und Firmen in der Schweiz?

Weniger Diversitäts-Beauftragte, weniger LGBTIQ-Sponsoring: Erste Firmen in den USA positionieren sich neu.

Der US-Traktorenhersteller John Deere will nicht länger als Konzern, der stark auf Diversität setzt, wahrgenommen werden. «Wir werden nicht mehr an externen Paraden, Festivals oder Veranstaltungen zur Förderung des sozialen oder kulturellen Bewusstseins teilnehmen oder diese unterstützen», liess der Konzern vor wenigen Tagen auf X verlauten.

Diversity-Quoten und Gender-Identifikation, beides Ausdruck einer gewissen Sensibilität für Diversitäts-Anliegen, seien nicht Teil der Unternehmenspolitik. John Deere war zuvor von konservativen Kreisen heftig für das Engagement zugunsten von mehr Diversität kritisiert worden.

Schweizer Lesbenorganisation kritisiert Abbau

Auch in der Tech-Branche tut sich etwas: Microsoft hat vergangene Woche ein Diversity-Team verkleinert, Google und Meta taten dies schon im Dezember. Diese Unternehmen betonen, dass sie generell Stellen streichen und Diversität nach wie vor zentral sei für sie.

Der Abbau sei dennoch ein schlechtes Zeichen, kritisiert Salome Trafelet von der Lesbenorganisation Schweiz: Man könne ihn als Signal lesen, wonach es am Arbeitsplatz keine Diskriminierung mehr gebe.

Was laut Trafelet nachweislich falsch ist: «42 Prozent der LGBTIQ-Mitarbeitenden sind am Arbeitsplatz nicht geoutet. Das heisst: Vier von zehn Personen fühlen sich nicht sicher genug und haben Angst, diskriminiert zu werden.»

Die Zeiten, in denen man einfach eine Regenbogenfahne raushängte, sind vorbei.
Autor: Michel Rudin Gründer Swiss Diversity

In der Schweiz sei ein Abbau bislang nicht zu beobachten, sagt Michel Rudin von Swiss Diversity, einem Verein, der Diversität und Inklusion fördern will. Diese Themen stiessen bei Unternehmen nach wie vor auf grosses Interesse.

Person mit Regenbogenflagge und Regenschirm bei bewölktem Himmel.
Legende: Die Regenbogenfahne ist ein Symbol für Diversität. Reuters

Aber auch hier ändere sich etwas: «Die Zeiten, in denen man einfach eine Regenbogenfahne raushängte und dachte, man hat etwas für die Gesellschaft gemacht, sind vorbei», sagt Rudin. Wer Farbe bekenne, müsse auch seine Hausaufgaben gemacht haben, das mache es zunehmend komplizierter, sich bei solchen Themen zu positionieren. Deshalb liessen sich auch immer mehr Firmen beraten.

SBB, Post, Swisscom, UBS, Nestlé sowie Roche und Novartis gaben gegenüber «20 Minuten» an, dass sie keine Pläne haben, ihre Diversitäts-Teams zu verkleinern.

Forschung zeigt: Langfristig sind Auswirkungen positiv

Dass sich Firmen zu Diversitätsthemen auch öffentlich positionieren, das stösst in bürgerlichen Kreisen immer wieder auf Kritik.

In den USA hinterfragt etwa der ehemalige Präsident einer republikanischen Schwulenorganisation, Gregory T. Angelo, heute sein früheres Engagement: Er hatte vor zehn Jahren Unternehmen in Diversitätsfragen beraten. Doch heute gehe alles zu weit. «CEOs sollen sich auf ihren eigentlichen Job konzentrieren und keine Politik machen», sagte er gegenüber Fox News.

Das richtige Mass an Aktivitäten zu finden, sei tatsächlich schwierig, sagt Florian Kunze. Er forscht an der Universität Konstanz auf dem Gebiet. Fokussiere man zu stark auf die Minderheiten, riskiere man Gegenwind von der Mehrheitsgruppe der Belegschaft. «Und dann hat man das Gegenteil erreicht, von dem, was man wollte und schürt Konflikte in der Organisation.»

Es sei kurzfristig zudem schwierig, die Massnahmen mit Zahlen, Umsatz oder Produktivität zu messen. Längerfristig sehe man in Studien aber sehr positive Effekte. «Besonders auf die Arbeitgeberattraktivität, die Zusammenarbeit und letztendlich auf die Innovationsfähigkeit, die stark von Diversität beeinflusst wird», sagt Kunze.

10vor10, 25.7.2024, 21.50 Uhr ; 

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