Im Januar steht für viele der Verzicht im Zentrum. Treiber für die Lust am Verzicht ist der Zeitgeist – die Sehnsucht nach Erholung, Resilienz und Gesundheit. Doch Verzicht geht einher mit Alternativen – sei es in Form des Konsums anderer Produkte oder in anderer Form. Daraus entstehen Geschäftsfelder, die milliardenschwer sind. Ein Überblick:
Detoxen – Fasten: Fasten ist inzwischen Teil des fast 700 Milliarden Dollar schweren Wellnesstourismus, denn viele wollen nicht alleine zu Hause fasten, sondern zusammen mit anderen in Hotels. In Deutschland und Österreich gibt es spezielle Kliniken oder Fastenhotels, in der Schweiz stellen Hotels oder Klöster ihre Räume externen Gruppen zur Verfügung, die unter der Leitung von Expertinnen Fastenferien machen. Den Grund, dass es in der Schweiz kaum spezialisierte Hotels gibt, sieht Experte Roland Lymann von der Hochschule Luzern einerseits in der Tradition, andererseits in der Kostenübernahme durch die Krankenkassen. Anders als in Deutschland müssen Fastende die Kuren oftmals selbst bezahlen.
Dry January: Im Januar verzichtet jede achte Person in der Schweiz auf Alkohol. Die Initiative für den «Dry January» kommt ursprünglich aus Grossbritannien. Als Initiantin gilt Emily Robinson, die damals für einen Halbmarathon trainiert hat und darum einen Monat auf Alkohol verzichtete. Ihr sei aufgefallen, welche Bedeutung Alkohol und die Gespräche darüber in der britischen Gesellschaft hätten. Mit dem «Dry January» wollte sie die Vorzüge von «alkoholfrei» etablieren.
Alkoholfreie Getränke gewinnen aber auch während des Jahres an Bedeutung. Die Getränkekategorie zählt sogar zu jenen, die sich in den letzten fünf Jahren am stärksten entwickelt haben. Bis 2030 werden mehrere Milliarden Dollar mit alkoholfreien Spirituosen oder alkoholfreiem Bier umgesetzt. In der Schweiz beträgt der Anteil alkoholfreien Bieres am Gesamtmarkt inzwischen fast sechs Prozent.
Veganuary: Kein Fleisch, keine Milchprodukte, keine Eier. Im Januar essen sieben Prozent der Erwachsenen in der Schweiz vegan. Zu diesem Schluss kommt die Vegane Gesellschaft Schweiz, die den Veganuary zum fünften Mal aktiv bewirbt. Ursprünglich kommt die Idee aus Grossbritannien. Die Bewegung propagiert Ernährung mit rein pflanzlichen Lebensmitteln.
Vegane Produkte sind inzwischen Teil der Lebensmittelindustrie: Der Marktwert von veganen Lebensmitteln liegt weltweit bei knapp 16 Milliarden Dollar (2021). Gemäss Prognosen wird er bis 2025 auf knapp 22.3 Milliarden wachsen. Auch in Europa steigt der Umsatz:
Im letzten Jahr wurden alleine in der Schweiz im Januar über 120 vegane Produkte neu lanciert. Der Anteil an Veganern liegt in der Schweiz bei 0.7 Prozent. Vor vier Jahren waren es noch 0.3 Prozent.
Zuckerfrei: Was als «Zucker» gilt, ist umstritten. Für die einen zählen auch Honig oder Traubenzucker zu den Zuckerarten, auf die sie bei der sogenannten «Zucker-Challenge» verzichten. Andere machen lediglich um Kristallzucker einen Bogen und meiden darum Desserts, Süssgetränke oder auch Milchprodukte, denen Zucker beigefügt wurde. Die Marktgrösse für zuckerfreie Lebensmittel und Getränke wird auf knapp 20 Milliarden Dollar geschätzt. Bis 2028 sollen es gemäss Prognosen mehr als 23 Milliarden sein.