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Datencenter könnten um 45 Prozent Strom einsparen
Aus 10 vor 10 vom 04.08.2022.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 52 Sekunden.

Digitale Stromfresser Rechenzentren verbrauchen doppelt so viel Strom wie Stadt Bern

Laufend entstehen neue Rechenzentren im Land. Sie müssen aufwändig gekühlt werden. Das braucht Energie.

Wer Geld überweist, E-Mails übers Smartphone checkt oder eine Video-Streaming-Plattform nutzt, kann dies nur aufgrund der zahlreichen Rechenzentren im Land. Dort werden kritische Daten und Anwendungen von Privaten und Unternehmen im grossen Stil gespeichert.

Im aargauischen Lupfig lagern Daten auf 11'000 Quadratmetern. Roger Süess ist Geschäftsführer von Green, einem führenden Datencenter-Betreiber der Schweiz. Um seine Kunden macht er ein Geheimnis - Banken und Versicherungen zählen dazu. Das Geschäft läuft. Noch dieses Jahr eröffnet das Unternehmen ein weiteres Rechenzentrum – bereits sein viertes – im zürcherischen Dielsdorf.

Schweizer Landeskarte mit Rechenzentren-Standorten
Legende: Hier befinden sich die Schweizer Rechenzentren Mancherorts stehen mehrere Zentren auf engstem Raum (illustriert durch die eingeblendeten Zahlen). SRF

Vermehrt bauen auch ausländische Betreiber Rechenzentren in der Schweiz. Mittlerweile gibt es rund 85 davon, wie das Online-Magazin Netzwoche schätzt (siehe Grafik oben). In Zukunft wird ihre Anzahl weiter zunehmen - und damit auch der Stromverbrauch.

Mangelnde Effizienz

Der Strombedarf aller Rechenzentren macht aktuell fast vier Prozent des schweizerischen Gesamtverbrauchs aus. Das errechnete Adrian Altenburger von der Hochschule Luzern im Auftrag des Bundesamts für Energie. Zum Vergleich: Die Stadt Bern verbraucht nur knapp halb so viel Strom.

Der Strombedarf werde massiv zunehmen, sagt Altenburger: «Der Zuwachs in den nächsten fünf Jahren entspricht etwa der Leistung, die ein Kernkraftwerk in der Schweiz produziert.»

Dabei könnten Rechenzentren massiv energie-effizienter sein – um 45 Prozent. Dies betreffe vor allem kleinere Unternehmen, die eigene Datenzentren betreiben. «Sie kühlen ihre Serverräume zu stark, bis auf 20 Grad, obwohl Temperaturen bis zu 32 Grad möglich wären», sagt Altenburger. Gerade in Zeiten von drohenden Stromengpässen wäre es wichtig, dies zu ändern.

Unternehmen kühlen ihre Serverräume zu stark, bis auf 20 Grad, obwohl Temperaturen bis zu 32 Grad möglich wären
Autor: Adrian Altenburger Professor Hochschule Luzern

Dass energie-effiziente Kühlmethoden möglich sind, zeigt die Swisscom. Sie betreibt schweizweit rund sieben Rechenzentren und setzt – genau wie Green – auf das Kühlen mit der Umgebungstemperatur, das heisst, die Anlage wird mithilfe von Aussenluft klimatisiert.

«Das funktioniert in praktisch allen Fällen gut, ausser wenn es so heiss ist wie jetzt», sagt Christoph Aeschlimann, Geschäftsführer von Swisscom. Dann brauche es eine zusätzliche Kühlung, wobei die Swisscom Alternativlösungen ohne den Beizug klassischer Klimageräte gefunden hat – wie die Nutzung von Wasserverdunstungs-Anlagen auf dem Dach.

Kritische Infrastruktur

Doch was passiert, wenn der Strom plötzlich ausfällt? «Bei einem Stromausfall müssen wir sicherstellen, dass unsere Netze weiter funktionieren», sagt Swisscom-Chef Aeschlimann. Bei Rechenzentren stehen deshalb Diesel-Aggregate zur Verfügung, die eine Überbrückung sicherstellen.

Bei einer Stromknappheit wären grosse Rechenzentren von Rationierungen nicht betroffen. Der Bund stuft sie als kritische Infrastruktur ein. «Das hat natürlich auch einen Grund, weil wir essenzielle Services betreiben, sei es von Spitälern, Einzelhändlern oder IT-Unternehmen», sagt Green-Chef Süess.

10vor10, 4.8.2022, 21:50 Uhr

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