Ist es gerecht, wenn ein Chef 256-mal so viel verdient wie seine Angestellten, die am anderen Ende der Lohnskala arbeiten? Oder stimmt das Verhältnis 18:1 wie bei der Migros? Oder das Verhältnis 2:1, wie es Soziologieprofessor Ueli Mäder eigentlich als richtig erachtet?
Die Meinungen in der «Club-Runde» zum Thema «Banken-Boni – Wie viel Wert kann Arbeit haben?» sind schnell geklärt: «Wer etwas gut macht, der soll auch gut verdienen», sagt Klaus W. Wellershof, früherer Chefökonom der UBS. Ueli Mäder, emeritierter Professor für Soziologie, findet hingegen, es sei mit gar nichts zu rechtfertigen, dass ein Mensch hundertmal so viel verdiene wie ein anderer.
Mit der Position von Headhunterin Doris Aebi hätte die Diskussion bereits zu Ende sein können: «Es gibt keinen gerechten Lohn», sagt sie. Weil die Leistung nur einer von vielen Faktoren sei. Zum Beispiel, wen der Chef in seinem Team als wichtig erachte.
«Man muss sich auch fragen, was die hohen Lohnunterschiede mit einer Gesellschaft machen», hält Ueli Mäder weiter fest. Wenn die einen viel arbeiteten und dennoch kaum auf einen grünen Zweig kämen und andere absahnten, dann «treibt das die Leute um und ist völlig destruktiv».
Die Lohnfrage führt zu einer äusserst angeregten und oft auch mehrstimmigen Diskussion – alle drängt es, sich dazu zu äussern. Und als mittendrin die Aussage eines aufgebrachten CS-Kleinaktionärs eingespielt wird, der vor dem Hallenstadion auf Einlass zur Generalversammlung wartet, da weht auch die Empörung der Bevölkerung in die Diskussionsrunde hinein.
Wie lässt sich die Ungleichheit beseitigen? Publizist Beat Kappeler setzt auf den Markt: «In der Baubranche werden höhere Löhne bezahlt, als es der Landesmantelvertrag verlangt – weil die Leute sonst davonlaufen.» In einem freien Arbeitsmarkt wie in der Schweiz sei es Angestellten eben möglich, davonzulaufen.
Damit ist Raphael Wüthrich, Sprecher der Vollgeld-Initiative, nicht einverstanden. In der Schweiz lebten 160'000 Working Poors. «Und sie können es sich schlicht nicht leisten, davonzulaufen.»
Eine andere Lösung sieht Klaus W. Wellershof: «Weshalb erhöhen wir nicht die Einkommenssteuer, wenn wir uns an diesen Verhältnissen stören? Dann stimmen wir darüber ab – und das Thema ist erledigt.»