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Zäsur im Schweizer Zeitungsdruck
Aus Rendez-vous vom 20.09.2024. Bild: SRF/Klaus Bonanomi
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Druckbranche im Wandel Umbruch beim Zeitungsdruck in der Schweiz

Es ist das Ende einer langen Tradition und ein schwerer Schlag für den Druckstandort Schweiz.

Ringier stellt Ende September seine Zeitschriften-Druckerei in Zofingen ein und Tamedia verlegt den Zeitungsdruck künftig nach Bern. Die Druckzentren in Zürich und Lausanne werden geschlossen.

«Man muss von einer Zäsur sprechen. Die Familie Ringier kommt aus Zofingen und hat hier ihre erste Druckerei betrieben – nun werden wir nach 190 Jahren aufhören, im Druckgeschäft tätig zu sein.» So sagt es Alexander Theobald, der als VR-Präsident die Swissprinters-Gruppe führt. Unter dem Namen Swissprinters haben Ringier und die NZZ in den letzten Jahren gemeinsam die Zeitschriftdruckerei in Zofingen betrieben.

Proteste von Personal und Politik

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Die von Tamedia angekündigte Schliessung zweier Druckzentren in Zürich und Lausanne, die Zusammenlegung von Regionalredaktionen in den Kantonen Zürich, Bern und in der Romandie sowie der Abbau von über 250 Stellen in den Druckereien und Redaktionen haben bei Personal und Politik Proteste ausgelöst.

«Tamedia reduziert nicht nur Stellen, sondern auch das journalistische Angebot, was zu einer Vereinheitlichung der Inhalte führt. Diese Entwicklung ist fatal – sowohl für die Leserschaft als auch für die Vielfalt der Schweizer Medien. Besonders schwer wiegt die Zerschlagung des Regional- und Lokaljournalismus, der damit weiter an Bedeutung verliert», kritisiert die Gewerkschaft Syndicom in einer Stellungnahme.

Die Regionalredaktionen des Tamedia-Verlags wie etwa des «Winterthurer Landboten», der «Zürichsee-Zeitung» oder des «Zürcher Unterländers» würden durch den Abbau «zu Aussenbüros des Zürcher ‹Tages-Anzeigers› degradiert», schreibt die Neue Zürcher Zeitung zu den Plänen von Tamedia.

Der Stadtpräsident von Wädenswil, Philipp Kutter, sagte dem Regionaljournal Zürich von Radio SRF, er befürchte mittelfristig die Schliessung der regionalen Redaktionsbüros: «Das wäre dann ein klarer Leistungsabbau und ein Qualitätsverlust. Man kann eine Regionalzeitung nur in der Region redaktionell gestalten und nicht aus der Ferne.»

Die Genfer Regierungspräsidentin Nathalie Fontanet sagte gegenüber RTS, die geplante Fusion der Redaktionen von «Tribune de Genève», «Le Matin »und «24 Heures» sei «extrem besorgniserregend». Mit einer Redaktion im Kanton Waadt werde die Genfer Tageszeitung ihre Autonomie und Entscheidungsfreiheit verlieren.

Die «Schweizer Illustrierte», die «Bilanz», «Landliebe» oder das «NZZ-Folio» – all diese Zeitschriften werden künftig nicht mehr in Zofingen gedruckt, sondern im Ausland. In Deutschland, Österreich und Tschechien. «Der Standort Schweiz ist für den Zeitschriftendruck zu teuer geworden. Immer mehr Verlage haben ihre Aufträge ins Ausland vergeben», bedauert Beat Kneubühler vom Branchenverband der Grafischen Industrie, dp Suisse.

Eine Schliessung nach der anderen

Die Schliessung der Ringier-Zeitschriftendruckerei kostet 144 Stellen. «Es sind zum Teil langjährige Angestellte, die vor vielen Jahren bei uns ihre Lehre hier gemacht haben», sagt Ringier-Manager Theobald und ergänzt: «In der Konsultation mit den Sozialpartnern konnten wir die Zahl der Entlassungen stark reduzieren.»

Noch mehr Stellen, nämlich rund 200, gehen bei den Zeitungsdruckereien des TX-Konzerns verloren, der unter anderem den «Tages-Anzeiger», den «Landboten», die «Berner Zeitung» oder die «Tribune de Genève» herausgibt. Er schliesst im Frühling 2025 seine Druckerei in Bussigny bei Lausanne und Ende 2026 dann das Druckzentrum in Zürich, das grösste der Schweiz. Künftig sollen alle Tamedia-Zeitungen sowie die Fremdaufträge wie der Blick oder die NZZ im Tamedia-Druckzentrum Bern gedruckt werden.

«Wir werden unsere Aufträge und die für die anderen Verlagshäuser auch künftig zuverlässig ausführen können», betont Jürg Mosimann, der bei Tamedia für die Druckzentren verantwortlich ist. «Bern ist die modernste Druckerei unserer Gruppe und ist zentral gelegen. Auch in Zukunft werden unsere Leserinnen und Leser die Zeitung wie gewohnt frühmorgens im Briefkasten haben.» Die längeren Transportwege von Bern nach Genf, Zürich oder Basel hätten aber zur Folge, dass einzelne Titel den Redaktionsschluss nach vorne verlegen müssten und deswegen etwas weniger aktuell seien.

Nur noch zur Hälfte ausgelastet

Rückläufige Auflagen und weniger Werbe- und Kleinanzeigen hätten dazu geführt, dass die Zeitungsdruckzentren von Tamedia heute nur noch zur Hälfte ausgelastet seien, ergänzt Mosimann.

Die Schliessung von drei der grössten Schweizer Druckereien sei aber nicht das Ende des Druckstandorts Schweiz, sagt Branchenvertreter Beat Kneubühler.  «Der grösste Teil unserer Unternehmen arbeitet nicht im Zeitungs- und Zeitschriftendruck, sondern im Akzidenzdruck.» Das sind die Druckaufträge von der Visitenkarte bis zum Plakat im Weltformat, für Kataloge oder Werbeprospekte. Da gebe es zwar auch Überkapazitäten, doch seien diese Druckereien durch ihre Kundennähe gut positioniert, so Kneubühler.

Rendez-vous, 20.09.2024, 12:30 Uhr;kobt

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