Die beiden grössten Schweizer Banken haben ihre neusten Quartalszahlen präsentiert – und es zeigt sich dabei ein frappanter Unterschied. Bei der UBS letzte Woche war kaum ein Haar in der Suppe auszumachen. Einzig zwei Rechtsverfahren (in Frankreich wegen Beihilfe zu Steuerumgehung und in den Niederlanden wegen UBS-Chef Ralph Hamers) könnten der Bank dereinst um die Ohren fliegen.
Ganz anders bei der Credit Suisse: Fast mehr als die druckfrischen Quartalszahlen zum Bankgeschäft interessierte der ebenfalls von der CS veröffentlichte Untersuchungsbericht zum Debakel rund um den US-Hedgefonds Archegos. Den hatte die Bank extern in Auftrag gegeben, um die Vorgänge, die zum fünf Milliarden grossen Loch geführt hatten, zu durchleuchten.
Der Befund: In der Theorie habe die Risikokontrolle funktioniert, in der Praxis hätten sich Mitarbeitende aber über Weisungen, Limiten und Kontrollabläufe hinweggesetzt. Die Verfehlungen sind gleichermassen gravierend und erschreckend.
Die CS wischt Scherben auf
Die CS ist intensiv mit sich selbst beschäftigt: Sie leckt Wunden, durchleuchtet ihr Risikomanagement, stopft entstandene Finanzlöcher, entlässt fehlbare Verantwortliche, verliert unfreiwillig zahlreiche weitere wichtige Angestellte, stellt sich den unangenehmen Fragen der Aufsichtsbehörden – und sucht unter ihrem neuen Präsidenten António Horta-Osório nach der künftigen Firmenkultur und Konzernstrategie.
Derweil wird die CS von der Lokalrivalin UBS immer stärker abgehängt. Das zeigt sich etwa beim Gewinn, der bei der UBS um ein Vielfaches grösser war im ersten Halbjahr. (Das lässt sich bei weitem nicht allein durch den Grössenvorteil der UBS erklären!)
Der wachsende Abstand zeigt sich aber auch beim Aktienkurs: Während die UBS seit Anfang Jahr gegen 20 Prozent zulegen konnte, verlor die CS im gleichen Zeitraum fast 20 Prozent. Die UBS kann ihre Rolle als Platzhirsch festigen, während sich die CS von einer Skandal-Bewältigung zur nächsten hangelt.
Keine guten Aussichten
Und: Die CS könnte noch weiter abgehängt werden, denn sie ist derzeit – gezwungenermassen – mit angezogener Handbremse unterwegs. Die Bank hat riskante Finanzgeschäfte gestoppt – damit sind aber auch Ertragsflüsse versiegt. Ähnliche Folgen dürfte auch der Exodus bei Mitarbeitenden haben: Mit ihnen gehen Knowhow, Kontakte und Kontrakte verloren.
Es ist somit davon auszugehen, dass die beiden teuren Finanzskandale Archegos und Greensill die zweitgrösste Bank der Schweiz noch länger lähmen werden. Das volle Ausmass der Folgen ist noch immer nicht sichtbar. Das gilt finanziell, aber auch juristisch: Es drohen Klagen von geprellten Kundinnen und Kunden.