Das Wichtigste in Kürze
- Mit geplanten Verkaufsverboten für Verbrennungsmotoren ab 2040 sind jüngst Frankreich und Grossbritannien in die Elektro-Offensive gegangen.
- Noch ehrgeiziger gibt sich Norwegen, wo bereits ab 2025 die Abkehr vom Diesel- und Benzinmotor zur Diskussion steht. Entsprechend wird die Infrastruktur gefördert.
- Norwegen spielt damit erneut eine Vorreiterrolle. Mit Steuererleichterungen für Elektroautos und freier Fahrt auf Busspuren in Oslo wächst die Elektro-Gemeinde bereits jetzt rasant.
Im reichen Norwegen mit seinen enormen fossilen Ressourcen herrschen ganz spezielle wirtschaftliche und politische Voraussetzungen für einen umweltfreundlicheren Verkehr. Grosse Anstrengungen sind denn auch nötig mit Blick auf das Pariser Klimaabkommen, denn das Land verbrennt sehr viel fossile Energie.
Zugleich haben Öl und Gas dem Land in den letzten 25 Jahren enorm viel Geld in die Kassen gespült. Davon zeugt auch der Staatsfonds mit aktuell umgerechnet über 1000 Milliarden Franken. Statt das Geld zu verteilen, wird es nun unter anderem in saubere Energie investiert. Nicht zuletzt hat Norwegen eine gut funktionierende Stromwirtschaft: 99 Prozent des Stroms kommt aus Wasserkraft, auch von sehr vielen kleinen Kraftwerken im Besitz von Gemeinden.
Ein Bündel von Anreizen
Um das ehrgeizige Ausstiegsziel 2025 zu erreichen, hat Norwegen steuerliche Massnahmen beschlossen. Abgeschafft wurden die Mehwert- wie auch die Anschaffungssteuer auf Autos mit Hybrid- oder Elektroantrieb. Vielerorts gibt es zudem Erleichterungen bei der Maut. Die Zahl der Elektro-Ladeplätze ist massiv erhöht worden. So erstaunt es nicht, dass die Mehrheit der Neuanschaffungen mittlerweile E-Autos sind, wir Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann berichtet.
Ganz so reibungslos rollt aber auch in Norwegen der E-Verkehr nicht. Die Zahl der Elektroautos ist zwar innert sieben Jahren auf rund 110.000 Stück angewachsen. Das ist ein Verkehrsanteil von rund 4,5 Prozent. 2,4 Millionen Autos fahren damit aber weiterhin mit Benzin oder Diesel.
Es könnte ein paar Jahre länger dauern
Politisch gesehen hat sich vor allem die in der Regierung mitvertretene Fortschrittspartei immer gegen von oben herab verordnete Umstellungen gewehrt. Doch der politische Wille für staatliche Investitionen sei im Grossen und Ganzen gegeben, sagt Kaufmann.
Das Jahr 2025 ist laut Kaufmann eine Zielvorgabe. Diese werde momentan auch im Wahlkampf für das Parlament für September wieder heiss diskutiert. Auch angesichts des noch überwiegend fossil dominierten Fahrzeugspark dürfte es mit der Umstellung fünf bis zehn Jahre länger dauern. Dann aber könnte sie neben den Strassen auch für das Meer und die vielen Fähren gelten.
Norwegen ist aber vielerlei Beziehung immer wieder ein Vorreiter, sei es bei den Frauenquoten oder bei der Einführung der geschlechtsneutralen Wehrpflicht. Jetzt macht das Land politisch besonders Dampf bei den E-Autos, wie Kaufmann bemerkt.