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Eigenverlag Selfpublisher: Autoren mit Sonderrolle

Der Traum vom eigenen Buch zerplatzt oft mit der Ablehnung der Verlage. Viele Autorinnen und Autoren wählen darum einen anderen Weg: Sie publizieren ihre Werke in Eigenregie.

Tamara Leonhard schreibt an ihrem fünften Buch. Nach Liebesromanen wird es ein Drama, das in der Musikwelt spielt. Wie auch ihre anderen Bücher wird sie die Geschichte ohne Verlag herausbringen. Sie ist Selfpublisherin aus Überzeugung. «Ich kann unabhängig und selbstbestimmt sein», sagt sie. Diese Haltung bringe ihr Leichtigkeit bereits beim Schreiben.

Glossar: Who is who im Büchermarkt

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Was ist Selfpublishing: Autoren geben ihre Werke selbstständig heraus, z.B. über tolino media oder Book on demand. Gedruckt wird meist nur, was effektiv verkauft wird. Selfpublisher übernehmen die Verantwortung für ihr Werk. Sie suchen sich zum Beispiel selber Lektorinnen und Grafiker für die Gestaltung, allenfalls lassen sie einige Exemplare drucken. Ganz kostenlos ist das Selfpublishing selten, denn die einzelnen Arbeitsschritte (Lektorat, Grafik) kosten.

Was sind Druckkostenzuschussverlage : Die Zuschussverlage übernehmen diverse Arbeitsschritte, z.B. Lektorat, Druck, Marketing oder gleich alle Arbeiten im Zusammenhang mit der Eigenpublikation – gegen Entgelt, oftmals von mehreren Tausend Franken. Fachleute warnen vor überteuerten Dienstleistungen. Der A*dS (Verband der Autorinnen und Autoren der Schweiz) bietet Unterstützung an. Er bietet allen Schreibenden an, Verträge zu prüfen. Gemäss Schätzungen gibt es rund 50 «schwarze Schafe» des Verlagsgeschäfts, weil den Autoren zu hohe Beträge abgeknöpft werden. Auch der deutsche Selfpublisher-Verband ist eine Anlaufstelle für Informationen.

Was ist der A*dS: Der Verband fördert die Verbreitung von Literatur und den Austausch zwischen Autorinnen und Autoren. Mitglied beim A*dS kann werden, wer von einem Verlag Honorar erhält respektive nichts für einen Vertrag bezahlen muss. Für den Verband ist es wichtig, dass Autoren «gut» behandelt werden, dass ein Verlag zum Beispiel Lektorat, Herstellung, Marketing und Vertrieb und auch die Organisation von Lesungen übernimmt.

Was ist der SBVV: Der Verband der Schweizer Buchhändler ist der Verband der Verlage. Unter anderem ist er die ISBN-Agentur. Mitglieder sind Verleger. Es gibt diverse Kriterien, z.B. Handelsregistereintrag, regelmässige Publikationen, professioneller Vertrieb und Werbung, Erreichbarkeit des Unternehmens. Die Grösse des Verlags ist kein Kriterium. Es gibt auch Kleinstverlage.

Anfänglich habe sie als Selfpublisherin viele Fehler gemacht – etwa das Marketing vernachlässigt oder das Buchcover selber gestalten wollen.

Autorin Tamara Leonhard
Legende: Autorin Tamara Leonhard war zeitweise bei einem Verlag unter Vertrag, hat aber wieder zum Selfpublishing gewechselt. Spiegelwelt Fotografie

Leonhard präsidiert den deutschen Verband der Selfpublisher mit 1600 Mitgliedern. Sie kennt den Markt deshalb gut. In den letzten Jahren sei der Büchermarkt durchlässiger, hybrider geworden. Will heissen: Autoren sind mit einigen Büchern bei traditionellen Verlagen unter Vertrag, andere Werke publizieren sie in Eigenregie. Es sei ein inspirierendes Miteinander.

Durchlässige Branche

Auch Tanja Messerli, Geschäftsführerin des Schweizer Buchhandels- und Verlagsverbands SBVV, stellt fest: «Die Branche ist durchlässiger geworden.» Sie beobachte diese Durchlässigkeit beispielsweise im Bereich Pädagogik: Experten beraten Fachpersonen, verfassen dazu entsprechende Unterlagen, beginnen diese zu vertreiben, lassen diese mit einer ISBN-Nummer versehen, damit das Buch im Handel gefunden werden kann, gründen letztlich einen Verlag.

Um Mitglied beim SBBV zu werden, müssen die Verlage diverse unternehmerische Kriterien erfüllen. «Verlegerisch tätig zu sein heisst, Risiken einzugehen», so Messerli.

Ein Gestell mit Büchern in einem Laden
Legende: Der Weg in den Buchhandel ist immer noch steinig Für wenige wird der Traum wahr: Das Buch in Eigenregie herauszubringen und trotzdem im Buchhandel verkauft zu werden. Keystone

Selfpublisher sind für Verlage «kleine Helfer», sagt Branchenexpertin Kimberley Kernbach von der Hochschule St. Gallen. Denn: Die Verlage beobachten, was Selfpublisher veröffentlichen, lesen daraus Trends ab, gewinnen möglicherweise gar neue Autorinnen und Autoren.

Dass etablierte Autoren ins Selfpublishing abspringen, sei im Umkehrschluss eines der Risiken. Doch dieses führe auch dazu, dass Verlage ihre Kompetenzen im Bereich Vertrieb und Marketing festigen.

Deutscher Verband für Selfpublisher

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In Deutschland gibt es den Selfpublisher-Verband , der von der Schweizer Autorin Tamara Leonhard präsidiert wird. Der eingetragene Verein wurde 2015 gegründet und vertritt die Interessen der verlagsunabhängig veröffentlichenden Autorinnen und Autoren im deutschsprachigen Raum. Mitglied werden können alle, die beabsichtigen, ein Buch in Eigenregie zu veröffentlichen, heisst es auf der Website des Verbands.

Die Experten raten zur sorgfältigen Recherche über Angebot und Preise von Selfpublishing-Plattformen und geben auch Empfehlungen ab. Auch der Verband der Schweizer Autorinnen und Autoren gibt Auskunft zum Thema.

Der Verband der Autorinnen und Autoren der Schweiz A*dS bestätigt die Entwicklung. Sie verstehe den Traum vom eigenen Buch gut, sagt Geschäftsführerin Cornelia Mechler. Dennoch nimmt der Verband nicht alle Personen auf, die als Autorinnen und Autoren tätig sind.

Mitglied kann nur werden, wer einen Vertrag mit einem Verlag vorweisen kann, aus dem hervorgeht, dass der Autor nicht derjenige ist, der sich quasi einkauft.

Das formale Kriterium ist nicht unwichtig, denn im Büchermarkt tummeln sich auch Verlage, die mit Autorinnen und Autoren vor allem Geld verdienen wollen.

Mechler warnt vor sogenannten «Druckkosten-Zuschussverlagen», also Verlagen, die Autoren vorgaukeln, ein etablierter Verlag zu sein, ihnen aber vor allem Geld abknöpfen. Auch Leonhard betont: mit Selfpublishing habe das nichts zu tun, so machten Dritte Geld mit dem Traum vom eigenen Buch.

Echo der Zeit, 14.5.2024, 18:00 Uhr;kobt

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