Tamara Leonhard schreibt an ihrem fünften Buch. Nach Liebesromanen wird es ein Drama, das in der Musikwelt spielt. Wie auch ihre anderen Bücher wird sie die Geschichte ohne Verlag herausbringen. Sie ist Selfpublisherin aus Überzeugung. «Ich kann unabhängig und selbstbestimmt sein», sagt sie. Diese Haltung bringe ihr Leichtigkeit bereits beim Schreiben.
Anfänglich habe sie als Selfpublisherin viele Fehler gemacht – etwa das Marketing vernachlässigt oder das Buchcover selber gestalten wollen.
Leonhard präsidiert den deutschen Verband der Selfpublisher mit 1600 Mitgliedern. Sie kennt den Markt deshalb gut. In den letzten Jahren sei der Büchermarkt durchlässiger, hybrider geworden. Will heissen: Autoren sind mit einigen Büchern bei traditionellen Verlagen unter Vertrag, andere Werke publizieren sie in Eigenregie. Es sei ein inspirierendes Miteinander.
Durchlässige Branche
Auch Tanja Messerli, Geschäftsführerin des Schweizer Buchhandels- und Verlagsverbands SBVV, stellt fest: «Die Branche ist durchlässiger geworden.» Sie beobachte diese Durchlässigkeit beispielsweise im Bereich Pädagogik: Experten beraten Fachpersonen, verfassen dazu entsprechende Unterlagen, beginnen diese zu vertreiben, lassen diese mit einer ISBN-Nummer versehen, damit das Buch im Handel gefunden werden kann, gründen letztlich einen Verlag.
Um Mitglied beim SBBV zu werden, müssen die Verlage diverse unternehmerische Kriterien erfüllen. «Verlegerisch tätig zu sein heisst, Risiken einzugehen», so Messerli.
Selfpublisher sind für Verlage «kleine Helfer», sagt Branchenexpertin Kimberley Kernbach von der Hochschule St. Gallen. Denn: Die Verlage beobachten, was Selfpublisher veröffentlichen, lesen daraus Trends ab, gewinnen möglicherweise gar neue Autorinnen und Autoren.
Dass etablierte Autoren ins Selfpublishing abspringen, sei im Umkehrschluss eines der Risiken. Doch dieses führe auch dazu, dass Verlage ihre Kompetenzen im Bereich Vertrieb und Marketing festigen.
Der Verband der Autorinnen und Autoren der Schweiz A*dS bestätigt die Entwicklung. Sie verstehe den Traum vom eigenen Buch gut, sagt Geschäftsführerin Cornelia Mechler. Dennoch nimmt der Verband nicht alle Personen auf, die als Autorinnen und Autoren tätig sind.
Mitglied kann nur werden, wer einen Vertrag mit einem Verlag vorweisen kann, aus dem hervorgeht, dass der Autor nicht derjenige ist, der sich quasi einkauft.
Das formale Kriterium ist nicht unwichtig, denn im Büchermarkt tummeln sich auch Verlage, die mit Autorinnen und Autoren vor allem Geld verdienen wollen.
Mechler warnt vor sogenannten «Druckkosten-Zuschussverlagen», also Verlagen, die Autoren vorgaukeln, ein etablierter Verlag zu sein, ihnen aber vor allem Geld abknöpfen. Auch Leonhard betont: mit Selfpublishing habe das nichts zu tun, so machten Dritte Geld mit dem Traum vom eigenen Buch.
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