Das Wichtigste in Kürze
- Chinesische Elektroauto-Hersteller drängen auf den Weltmarkt.
- Die europäischen, japanischen und US-Hersteller versuchen, mit eigenen Elektro-Offensiven, den Anschluss nicht zu verpassen.
- Mit der Umstellung auf Elektro droht Autozulieferern ein Stellenabbau.
Chinas Autohersteller sind mit grossen Schritten unterwegs in Richtung Westen. Aktuellstes Beispiel: Geely, der grösste private chinesische Autohersteller kauft sich mit acht Milliarden Franken bei Daimler Mercedes ein. Geely ist nun mit zehn Prozent Anteil der grösste Einzelaktionär des deutschen Traditionsunternehmens.
«China führt den globalen Markt für Elektroautos an. Was derzeit in China passiert, verändert die Märkte in Europa und den USA», sagt James Chao, Berater der Automobilindustrie in China.
Elektroauto-Boom in China
China selbst ist bereits das Land mit den meisten Elektroautos der Welt. «Hier ist der grösste und am schnellsten wachsende Markt der Welt. 60% aller Elektroautos werden in China verkauft», sagt ein Vertreter von Nio, einem chinesischen Auto-Unternehmen.
Sein Vorteil: Die Regierung fördert den Verkauf von Elektroautos mit Subventionen massiv. Nicht nur die Kunden, sondern auch die Hersteller werden finanziell unterstützt.
Bald nach Europa
China will mehr: «Wir haben einen weltweiten Plan: Wir wollen in drei bis vier Jahren expandieren», heisst es bei Nio.
Auch BAIC, die Nummer vier der chinesischen Autokonzerne macht Druck aufs Ausland: «Wir haben bereits die EU-Zertifizierung. Wir werden bald nach Europa kommen», sagt Sprecher Lian Qingfeng gegenüber «ECO».
Die Busse des grössten chinesischen Autokonzerns BYD sind bereits in London und Amsterdam unterwegs, nun will BYD auch mit Autos international durchstarten: «Hauptverantwortlich für unseren Erfolg ist unsere Innovationskraft», sagt Richard Lee von BYD. Man entwickle alle drei Komponenten eines Elektroautos selbst: die Batterie, den elektrischen Motor und das elektrische Kontrollsystem. «Damit können wir uns an die Spitze der Industrie stellen», sagt Lee.
Damit können wir uns an die Spitze der Industrie stellen.
Etablierte Hersteller unter Druck
An der internationalen Automesse in Detroit ist von einer Elektro-Offensive noch nicht viel zu spüren. Im zweitgrössten Automarkt der Welt, in den USA, dominieren die grossen Brummer: SUVS, Pick-ups und PS-starke Sportwagen.
Die Autohersteller präsentieren zwar auch Elektroautos, zum Teil erst als sogenannte Konzeptautos – also Versprechen in die Zukunft.
Man habe nichts verschlafen, bei der Entwicklung des Elektroautos, sagt Herbert Diess, Vorstand und Markenchef bei VW, einem der grössten Autokonzerne der Welt. VW setze nun verstärkt auf den Elektroantrieb, ab 2020 mit einer ganz neuen Generation Autos. «Ich rechne schon damit, dass wir in dieser nächsten Fahrzeuggeneration auch deutlichen Wettbewerb aus China bekommen», sagt er.
Für VW ist China bereits heute der grösste Absatzmarkt für herkömmliche Autos – mit Verbrennungsmotoren. Bei Elektroautos hinkt man bei der Produktion hinterher. Dennoch versprüht der Chef von VW, Jochem Heizmann Optimismus: «Wir werden hier schneller grosse Volumen zu Stande bringen und wollen den gleichen Marktanteil mit unseren Elektroautos, wie im Gesamtmarkt», sagt er.
Zulieferer unter Zugzwang
Für die Autozulieferer bedeutet der technologische Wandel eine riesige Umstellung. Sie müssen ihre Produktion umrüsten, damit sie den Anschluss nicht verlieren, so auch ZF in Friedrichshafen, mit 140'000 Mitarbeiter einer der grössten Zulieferer der Welt. Die Division E-Mobility produziert seit kurzem elektrische Antriebe.
Die Gewerkschaften sind besorgt, weil sie einen Abbau der Mitarbeiter befürchten. Ein Grund dafür: Für die Herstellung des Elektroantriebs sind weniger Teile nötig. ZF-Vorstandsmitglied Michael Hankel dazu: «Es ist für die gesamte Branche eine Heausforderung, was die Beschäftigung angeht». Hankel bestreitet nicht, dass es auch bei ZF einen Stellenabbau geben wird, obwohl auch neue Geschäftsfelder dazu kommen.